Volltext anzeigen | |
3753.2 Die Weimarer Republik und ihre Bürger hätte, er hätte kein wesentlich größeres Maß an Zustimmung erreichen können, er hätte die ihm entgegengebrachte Häme ertragen müssen. Denn die Gegner des Reichspräsidenten Ebert schlugen auf ihn ein, weil sie über den Mann das Amt und vor allem die Republik beschädigen wollten. Die Integrität des Amtsverständnisses und der Amtsführung von Friedrich Ebert konnte nicht zu einer Integration aller Abseitsstehenden führen. Die Phalanx1 aus Standesdünkel gegenüber dem Emporkömmling aus dem Arbeitermilieu, die Mauer aus politischer Überheblichkeit gegenüber dem Vertreter der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, dem Systemfeind des Kaiserreichs, dem Systemschöpfer der Weimarer Republik, blieb unüberwindbar für Friedrich Ebert.“ Walter Mühlhausen (Hrsg.), Friedrich Ebert. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, Heidelberg 1999, S. 259 f. 1. Beschreiben Sie den von Mühlhausen skizzierten Repräsentationsstil Eberts. Inwiefern sollte er den Charakter der neuen Regierungsform widerspiegeln? 2. Erläutern Sie, welche Wirkung Ebert zugeschrieben wird. 3. Beurteilen Sie das Verhalten der Republikgegner ihm gegenüber und die dafür genannten Gründe. M8 Hindenburg – Symbol der Nation Der Historiker Wolfram Pyta hat eine Biografi e zu Hindenburg verfasst. Darin charakterisiert er Hindenburg wie folgt: Hindenburg war peinlich darauf bedacht, bei allen wichtigen politischen Entscheidungen, an denen er maßgeblich beteiligt war, die Hoheit über deren nachträgliche Deutung zu gewinnen. Kein Schatten sollte sein Ansehen verdunkeln, weil sein ungebrochener Nimbus1 als siegreicher Feldherr und untadeliger Repräsentant deutscher Kollektiveigenschaften das Erbe bildete, das er aus der Weltkriegszeit mitnahm und möglichst über Generationen hinweg erhalten wissen wollte. Im August 1914 hatte man einen pensionierten General dadurch beglückt, dass man ihm das Kommando einer Armee anvertraute. Ohne große Erwartungen hatte er die Reise zum ostpreußischen Kriegsschauplatz angetreten.2 Dass er binnen weniger Wochen zum allseits bewunderten Kriegshelden und danach zum nationalen Symbol aufsteigen sollte, hätte Hindenburg sich nicht träumen lassen. Im November 1918 blickte er auf eine geradezu atemberaubende Karriere zurück, mit der er sich ein kulturelles Kapital erworben hatte, das resistent war gegen das Auf und Ab politischer Konjunkturen. Dass ihn das deutsche Volk symbolisch adoptiert hatte, fi el für ihn stärker ins Gewicht als die Kriegsnieo „Einst und jetzt!“ Karte, vertrieben von der „Deutschen Tageszeitung“, 1919. Das Bild in der Mitte – eingerahmt von Kaiser Wilhelm II. (oben) und Feldmarschall Hindenburg (unten) – zeigt Reichspräsident Friedrich Ebert (rechts) und Reichswehrminister Gustav Noske (links) in Badehosen. Vor ihnen taucht ein Begleiter mit Dreizack aus dem Wasser auf. Das Badehosen-Bild wurde im August 1919 kurz nach der Vereidigung des Reichspräsidenten erstmals in der „Berliner Illustrirten Zeitung“ veröffentlicht. Die Leser reagierten schockiert. Die antirepublikanischen Kräfte missbrauchten das Bild in zahllosen Varianten für ihre Propaganda. Nach einem von Ebert angestrengten Prozess mussten die Bilder vernichtet werden. 1 Phalanx: lange, geschlossene (Schlacht-)Reihe 1 Nimbus: Glanz, Ansehen, „Heiligenschein“ 2 Am 22. August 1914 wurde Hindenburg Oberbefehlshaber der 8. Armee, die südlich von Allenstein in Ostpreußen die größere russische Armee besiegte (Schlacht von Tannenberg). 40 45 5 10 15 20 32015_1_1_2015_Kap3_352-385.indd 375 01.04.15 10:27 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la s | |
« | » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |