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Das deutsche Selbstverständnis nach 1945 hatte sich zunächst an den Ereignissen der jüngsten Vergangenheit abzuarbeiten. Durch die Teilung der Welt in ideologische Blöcke, deren Grenze mitten durch Deutschland verlief, entwickelten sich in der DDR und in der Bundesrepublik jeweils völlig unterschiedliche politische Systeme und damit auch unterschiedliche „Aufarbeitungskulturen“. Einig waren sich beide Staaten in der historischen Bewertung des NS-Staates als furchtbares Unrechtssystem. Unterschiedlich fi elen jedoch die Antworten auf die beiden Fragen aus, wie es zu diesem Zivilisationsbruch kommen konnte, der in der Ermordung von sechs Millionen Menschen gipfelte, und welche Lehren ein Staat daraus ziehen muss. Die Art und Weise, wie beide Staaten die Vergangenheit „bewältigten“, ist ein Spiegel der beiden politischen Systeme und diente jeweils zu deren Legitimation. In den beiden deutschen Staaten entfalteten sich auch sehr unterschiedliche historische Anknüpfungspunkte und Wertesysteme. Diese trugen neben den Leistungen in Wirtschaft, Sport und Kultur zum jeweiligen Selbstverständnis bei und wirken bis heute nach. Die Wiedervereinigung 1990 stellte daher nicht nur eine gewaltige wirtschaftliche Herausforderung dar, sondern auch eine gesellschaftliche. Mit dem Wandel zur „Berliner Republik“ vollzieht sich ein Wandel der „nationalen Identität“, der auch die veränderte ökonomische, weltpolitische und militärische Rolle der Bundesrepublik refl ektiert. Wichtige Namen • Konrad Adenauer • Willy Brandt • Erich Honecker Wichtige Begriffe • Alleinvertretungsanspruch • Antifaschismus-Ideologie • Aufarbeitung • Entnazifi zierung • Gedenkkultur • Geschichtskultur • Grundlagenvertrag • Hallstein-Doktrin • Kulturpolitik • Luxemburger Abkommen • Selbstverständnis • Sportpolitik • Vergangenheitsbewältigung In diesem Kapitel erwerben Sie die Kompetenz, • die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in beiden deutschen Staaten zu charakterisieren und zu analysieren, • das Selbstverständnis der Bundesrepublik und der DDR in der bipolaren Welt zu erläutern, • zum Selbstverständnis und zur kulturellen Identität des wiedervereinigten Deutschland im europäischen Kontext Stellung zu nehmen. Zur Methoden-Kompetenz siehe Seite 401 bis 403 („Karikatur“) und Seite 416 bis 418 („Denkmal“). 387Auf einen Blick 32015_1_1_2015_Kap3_386-419.indd 387 01.04.15 10:31 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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