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385 schau“ interpretiert werden. So resultiert die „Stunde Null“ aus der vernichtenden Niederlage Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg. [...] Politische Mythen behandeln nur das, was für die jeweilige Gesellschaft konstitutiv3 und von Bedeutung ist. Diese im Mythos erzählten Bilder repräsentieren die Werte, Ziele und Wünsche einer sozialen Gruppe. Sie beglaubigen ihre grundlegenden Werte, Ideen und Verhaltensweisen, weil sie die historischen Vorgänge aus ihrer Sicht und in ihrem Sinne interpretieren, sodass diese durch die Erzählung einer geschichtlich wirksamen Einheit zu sammengebunden wird. Daher geben politische Mythen nationalen und nicht-nationalen (Massen-)Gesellschaften bzw. Gruppen Sinn, beispielsweise ist etwa der Mythos von „Luther auf der Wartburg“ prägend für protestantische Identität geworden. [...] Eine solche Identitätsbildung ist jedoch nur möglich, wenn zugleich eine Abgrenzung nach außen, zu anderen Gruppen hin, stattfi ndet. Auch dies wird durch Mythen geleistet, weil sie kennzeichnen, wer zur Gruppe gehört und wer nicht. Dies geschieht, indem Mythen immer den Gegensatz zwischen „gut“, also „eigen/selbst“, und „böse“, also „die anderen“, schaffen. [...] Insofern ist ein Mythos auch ein Mittel zur Selbstdarstellung nach innen und außen, etwa indem die Varusschlacht eindeutig auf die Stärke der „Germanen“ und damit der dem Mythos folgenden Gruppe, der deutschen Nation, hinweist. Mit dieser Funktion geht die integrative Rolle politischer Mythen einher. [...] Darüber hinaus können, wie es der Germanen mythos zeigt, politische Mythen zu Elementen von Ideologien werden und auch als deren Essenz, Umschreibung oder Erklärung dienen. Auf diese Weise wird das gegenwärtige politische Handeln, werden territoriale Machtansprüche, Krieg und damit auch die herrschende Gruppe gerechtfertigt. Denn durch einen politischen Mythos werden diejenigen, die ihn „erfunden“ haben und ihn fördern, vom Glanz der im Mythos dargestellten Leistung bestrahlt. Heidi Hein-Kircher, Zur Defi nition, Vermittlung und Funktion von politischen Mythen, in: Landesverband Lippe (Hrsg.), 2000 Jahre Varusschlacht – Mythos, Stuttgart 2009, S. 149 154, hier S. 149 und 151 154 1. Defi nieren Sie den Begriff „politischer Mythos“. Erläutern Sie dessen Funktion am Beispiel des Varusschlacht bzw. Arminiusmythos. Berücksichtigen Sie dabei auch die Seiten 423 ff. 2. Analysieren Sie anhand des Textes und auf der Grundlage ergänzender Recherchen, was Arminius, Luther und die „Stunde Null“ gemeinsam haben. Ziehen Sie die Abbildung auf Seite 384 hinzu. 3 konstitutiv: bestimmend 35 40 45 50 55 60 65 32015_1_1_2015_Kap3_352-385.indd 385 01.04.15 10:27 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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