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89Die Bedeutung der Städte nimmt zu Ernst Döll, Städte und Bürger im Mittelalter, Stuttgart 1990, S. 41 1. Stellen Sie die Vermögensverteilung in einem Säulendiagramm dar. Eine Wertangabe als Anhaltspunkt: Einrichtung und Hausrat eines Bürgerhauses wurden mit 15 bis 50 Gulden angesetzt, je nach Aufwand. 2. Informieren Sie sich über die Vermögensverteilung in Deutschland heute. M5 Neue Städte – neue Rechte Ferdinand Seibt geht der Bedeutung der mittelalter lichen Stadtgründungen für die gegenwärtige euro päische Gesellschaft nach: Die neuen Städte, die sich seit der agrarischen Intensivierung vermehrten, waren den alten in mancher Hinsicht ähnlich, aber in anderer überlegen. Namentlich auf italienischem, spanischem, südfranzösischem Boden gab es unmittelbare antike Kontinuität. Dagegen brachten die jungen Städte, auf römischem Grund von Neuem besiedelt, neben alten Siedlungen oder ganz auf grüner Wiese gebaut, neue Rechte mit in die Welt von Herren und Knechten: Bürgerfreiheit und Marktfreiheit. Beides war an einen fest umschriebenen Platz gebunden und durch Rechtsprivilegien gesichert. […] Der neue Name „Stadt“ heißt Stätte, Platz und bezeichnet einen bestimmten Ort, wo die neue Rechtsordnung galt. Er hob die räumliche Qualität der Rechtssetzung hervor. Er zielte auf den festgelegten Freiraum, noch heute manchmal als Burgfriede bezeichnet und ausgewiesen, wo Kaufl eute unter Rechtsschutz Markt halten konnten, wo die Einwohner feste Steuern zahlten und im Übrigen frei über ihren Erwerb verfügten, wo sie vererben und nach ihrer Wahl heiraten konnten, von niemandem verkauft oder zur Arbeit gezwungen wurden. Die alten Städte auf einst römischen Boden schlossen die ansässigen Adligen ein zu einer mehr oder minder deutlichen Oberschicht. Die neuen Städte mit ihren neuen Gründungsrechten schlossen sie aus. Bürger gegen Adel! In den Städten, alt oder neu, verbanden sich alle Einwohner zu einer Schwurgemeinschaft, genauer, alle Hausbesitzer, die sich mit „Gut und Blut“ an ihren Ort gebunden wussten, als Gemeinde, Mente, communità, community, obec. Eine dementsprechend auch politische Kommunalbewegung erfasste vornehmlich den städtischen Mittelstand, zunächst in den etablierten italienischen Städten, danach aber auch im Norden. Sie erkämpfte oder erhielt das Recht, ihre eigene Obrigkeit zu wählen, ihre Richter, ihre Pfarrer. Sie durfte auch ihre Siedlung durch eine Mauer schützen, und sowie sie sich dahinter „bergen“ konnte, wurde die Stadt zur Festung. Ihr politischer Spielraum war nicht unbegrenzt, aber im Vergleich zu vorangehenden Zeiten waren die Städte „frei“. Freiburg im Breisgau, in Süddeutschland die älteste dieser Gründungsstädte, hat dafür einen entsprechenden Namen. […] Es fällt schwer zu sagen, was an der Neuerung wichtiger war: die materielle Leistungsökonomie […] oder der Aufstieg von Unfreien zu Bürgern, die mit Grundherren Verträge schlossen. Oder die wachsende Geldwirtschaft, wie sie die neuen Märkte und die neuen Bedürfnisse bei handwerklicher Spezialisierung und damit Produktionsteilung mit sich brachten. Auf jeden Fall wurde hier wahrhaftig „der Boden bereitet“ für die neue Welt, für die bürgerliche Freiheit, die bürgerliche Wirtschaft, für den viel berufenen rationalen Trend in der europäischen Gesellschaft und für die künftige Macht des solcherart erworbenen Geldes, denn etwas anderes als das hatten die neuen Bürger nicht einzusetzen für die Sicherung ihrer Daseinsrechte: nicht die Macht der Schwerter, nicht uralte Herrschaftsmythen, nicht sakrales Ansehen, nicht blaues Blut. Ferdinand Seibt, Die Begründung Europas. Ein Zwischen bericht über die letzten tausend Jahre, Frankfurt am Main 2004, S. 25 27 1. Fassen Sie Seibts Aussagen in einer Mindmap zusammen. 2. Erklären Sie, was die „neuen Bürger“ von den früheren Herrschaftseliten unterschied. 3. Erörtern Sie, welche Bedeutung Seibt der mittelalterlichen Stadt für die heutige europäische Gesellschaft beimisst. M4 Viele Arme – wenig Reiche Die Vermögensverteilung in Frankfurt am Main 1495: Vermögen in Gulden Anteil in Prozent (insg. ca. 10 000 Personen) unter 20 45,7 20 100 26,8 100 200 8,2 200 1 000 12,0 1 000 5 000 4,5 über 5 000 2,8 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55Nu r z ur Pr üf zw ec k n Ei en tu m d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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