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243 Die Beschneidung In der Regel wird ein Kind männlichen Geschlechts am achten Tage seines Lebens beschnitten. Der Beschneidung (Brit mila) wird große Bedeutung beigemessen: Dieses Ritual erinnert an den heiligen Bund, den Gott mit dem Stammvater Abraham geschlossen hat […]. Durch die Be schneidung des männlichen Gliedes wird das Kind in diesen Bund aufgenommen. Sie ist auch ein Zeichen verpflichtender Gemeinschaft des einzelnen Juden mit seinem Volk. […] Bei der Beschneidung erhält der Knabe auch seinen jü dischen Namen, mit dem er dann später bei Eintritt in die religiöse Volljährigkeit auch zur Thora aufgerufen wird. […] Die Namensgebung eines weiblichen Neugeborenen erfolgt meist im Rahmen des Schabbatgottesdienstes, an dem die Mutter des Kindes zum ersten Mal [nach der Geburt] wieder teilnimmt. Bei dieser Gelegenheit wird der Vater des Mädchens zur Thora aufgerufen. […] Der Vorbeter oder der Rabbiner spricht dann einen Segen für das Kind und seine Mutter, wobei der Name des Kindes genannt wird. Einen hebräischen bzw. spezifisch jüdischen Vornamen, der vom standesamtlichen abweicht, muss ein Mädchen nicht bekommen. Heinrich Simon, S. 7-12 A3 Erkläre, warum für das Judentum die Beschneidung eines Knaben so wichtig ist. Bar Mizwa und Bat Mizwa Mit dreizehn Jahren wird der Knabe ein „Sohn der Pflicht“ (Bar Mizwa). Das bedeutet, dass er alle Rechte und Pflichten eines Mitglieds der jüdischen Gemeinschaft übernimmt und dass sein Vater für ihn hinsichtlich der Erfüllung der religiösen Pflichten nicht mehr verantwortlich ist. Als Bar Mizwa wird der Knabe von nun an zum Minjan – der Anzahl von zehn religiös mün digen Männern, die zur Abhaltung eines Gottesdienstes erforderlich sind – gerechnet. Das ist ursprünglich ein Ereignis, das ganz automatisch 5 10 15 20 25 5 10 eintrat, das aber später mit einer Zeremonie verknüpft worden ist, die ihrerseits Bar Mizwa genannt wird, obwohl eigentlich damit nur die Person bezeichnet wird. Die Bar Mizwa ist ein religiöses Fest, das dem Kind die Liebe seiner Eltern und der Gemeinde vor Augen führt und ihm die eigene Verbundenheit mit Gott und dem Judentum nahe bringen soll. […] Die Bar-Mizwa-Zeremonie besteht darin, dass der nunmehr Erwachsene am Schabbat nach seinem 13. Geburtstag (nach dem jüdischen Kalender) zum ersten Mal zur Thora aufgerufen wird, er die Segenssprüche über die Thora spricht, selbst einen Abschnitt aus der Thora vorliest oder auch die Haftara (den Prophetenabschnitt) vorträgt, wozu er vorher weder verpflichtet, noch berechtigt war. Hierzulande ist es üblich, dass der Rabbiner eine Ansprache an den Knaben hält und dass der Tag mit der Familie und dem Freundeskreis feierlich begangen wird. […] Was nun Mädchen angeht, so ist der Termin ihrer Volljährigkeit die Beendigung des 12. Lebensjahres. Von diesem Zeitpunkt an gilt das Mädchen als erwachsen und als heiratsfähig. Eine spezielle Zeremonie ist nicht verpflichtend und in gesetzestreuen Kreisen auch nicht üblich. In liberalen Gemeinden gibt es allerdings eine Art Mädcheneinsegnung, die als Bat Mizwa („Tochter der Pflicht“) bezeichnet wird. Heinrich Simon, S. 15-17 A4 a) Fasse den Text in eigenen Worten zusammen. Was steht im Mittelpunkt der Barbzw. Bat Mizwa-Feier? b) Diskutiert in der Klasse, ob ihr euch vorstellen könntet, mit 12 bzw. 13 Jahren religiös „volljährig“ zu sein. Judentum, Christentum und Is lam 15 20 25 30 35 40 Glossar: Kippa, Rabbiner, Tallit, Tefillin 6645_1_4_2014_kap 7_layout 4 21.10.16 12:26 Seite 243 Nu r z u Pr fzw ec ke n Ei ge tu m d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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