Volltext anzeigen | |
Die Lehre von der Wiedergeburt 113 Drei Wege zur Erlösung Die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten ist auf drei Wegen möglich: Auf dem Weg der Taten (karmamarga), auf dem Weg der Erkenntnis (jnanamarga) und auf dem Weg der Hingabe (bhaktimarga). Karmamarga ist der Weg der (rituellen) Handlung, die selbstlos und ohne Eigennutz verrichtet werden soll. […] Dies umfasst vor allem die Opfer an die Götter und die Erfüllung aller anderen rituellen Handlungen […]. [D]er Weg der Erkenntnis findet sich zuerst in den Upanishaden, wo die Überwindung der Unwissenheit […], die das Selbst im Kreislauf der Wiedergeburten hält, gelehrt wird. Dies geschieht durch die Erkenntnis, dass die Einzelseele (atman) mit der Allseele (brahman) identisch ist. Dadurch kehrt der Atman zum Brahman zurück und erfährt keine neue Wiedergeburt mehr. […] [D]er Weg der Hingabe oder Liebe bildet den dritten Erlösungsweg, der, unabhängig von Kaste und Geschlecht, jedem Menschen offensteht. Allein durch bedingungslose Liebe und rückhaltlose Hingabe hat der Gläubige Teil an der Allmacht seines Gottes. Askese und Yoga Askese ist ein Weg aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Asketen entsagen der Welt und leben außerhalb der Gesellschaft. Sie verlassen ihre Familien und ziehen sich in die Einsamkeit des Waldes zurück oder wandern durch das Land. […] Ihr einziger Besitz besteht in einem Wanderstab, Holzsandalen, Bettelschale und Wassertopf. Sie arbeiten nicht, sondern ernähren sich von Almosen. Asketische Praktiken schließen Fasten bis zum vollständigen Verzicht auf Nahrung, sexuelle Enthaltsamkeit, Schlafentzug, Schweigen und Verzicht auf jegliche persönliche Bequemlichkeit ein. Viele Asketen reiben ihren Körper mit Opferfeuer asche ein, die als reine Substanz gilt. Zudem üben sie sich im Erdulden von Schmerzen, indem sie z. B. lange auf einem Bein stehen, auf einem Dornenlager schlafen, sich eingraben lassen oder bis zur Erblindung in die Sonne starren. […] Auch Yoga bietet einen praktischen Weg zur Erlangung der Erlösung an. Der Begriff Yoga, wörtlich An M5 M6 5 10 15 20 5 10 15 20 25 30 spannung, bezieht sich auf die Anspannung des Geis tes, der sich auf die Erlösung richtet. […] Am Anfang stehen sittliches Verhalten und Selbstzucht, die den eigentlichen Yogaübungen vorangehen müssen. In fester und bequemer Sitzhaltung kontrolliert der Yogi seinen Atem. Darauf folgt das Zurückziehen der Sinne, das Festhalten des Denkens, die Meditation als Konzentration auf nur ein Ding, die zur Versenkung führt, in der der Geist getrennt von der Materie in Isolation existiert. Dies ist die Erlösung, die der Heilsweg des Yoga anstrebt. M2/M5/M6: nach Heike Michael, S. 140-143 Ein Sadhu, ein Wanderasket, hält den Arm hoch – seit Jahren. Er hofft, so Erleuchtung zu gewinnen. A u fg a b e n Experteng Experteng 1 Teilt euch in Gruppen auf und stellt die Grund ge dan ken der Seelenwanderung grafisch dar. Beachtet dabei die entgegengesetzten möglichen Existenzen (Him mel – Hölle). ➜M1/M2 2 Erläutere die Gründe für die unterschiedlichen Wie der geburten. ➜M2 3 Formuliere aus dem alten Sanskrit-Text ethische Re geln, die zur Vollkommenheit führen. ➜M3/M4 4 Vergleiche die Wege zur Erlösung mit den Le bensvor schriften anderer Religionen. Welche Gemeinsamkeiten, welche Unterschiede kannst du entdecken? ➜M5 5 Askese und Yoga werden in der westlichen Welt ebenfalls praktiziert. Nennt mögliche Unterschiede. ➜M6 Glossar: Askese, Bhagavad Gita, Kaste, Kausalität, materiell, Meditation, Sanskrit, Upanishaden Nu z P rü fzw ec ke n Ei ge nt u d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |