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Fragen der Antike 153 Woraus besteht die Welt? Der antike Philosoph Aristoteles berichtet: Von denen, die zuerst philosophiert haben, ha ben die meisten geglaubt, dass es nur stoffliche Urgründe der Dinge gebe. [...] Über die Anzahl und die Art eines solchen Urgrundes haben freilich nicht alle dieselbe Meinung, sondern Thales, der Begründer von solcher Art Philosophie, er klärt als den Urgrund das Wasser [...]. Empedokles nimmt als Prinzip die vier Elemente an, indem er zu den genannten (Wasser, Luft und Feuer) die Erde als viertes hinzufügt . Demokrit behauptet, dass kein Atom aus dem anderen entstände. Aber trotzdem ist die gemeinsame Substanz aller der Urstoff; nur, dass sich die einzelnen an Größe und Gestalt unterscheiden. Wilhelm Capelle (Hrsg.), S. 70-71, 189, 396 Woher kommen die Gesetze? Diese kühnen Theorien der Naturphilosophen leiteten eine Epoche ein, in der es auch zu einem radikalen Wandel der moralischen Werte und Normen kam. In der griechischen Aufklärung entstand die Überzeugung, dass man auch die überlieferte Kultur, also Reli gion, Staat, Recht und Moral nicht mehr einfach hin zunehmen brauche, sondern ebenfalls einer vernünftigen Kritik unterziehen könnte. Diese Aufgabe übernahmen die Sophisten (die Wissenden, die Gelehrten), die als professionelle Wanderlehrer gegen Entgelt wissenschaftliche und politische Bildung und Beredsamkeit lehrten. Wie die Naturphilosophen betrachteten sie kritisch die überlieferten Mythen; sie interessierten sich aber weniger für die Rätsel der Natur als für den Menschen und seinen Platz in der Gesellschaft. Sie lehrten, dass Recht und Gesetz, Werte und Normen, nicht von Natur aus gültig oder göttlichen Ursprungs sind, sondern Menschenwerk, d. h. Setzung und Vereinbarungen. In der athenischen Stadtgesellschaft lösten sie mit ihren Theorien heftige Diskussionen aus. M4 M5 5 10 15 20 1 Suche in den Mythen anderer Völker nach Welterklärungen durch Wirken der Götter. ➜ M1 2 Erkläre die Lehre des Thales, die das Wasser als Urgrund annimmt, anhand der Weltkarte. ➜ M2/M3 3 Fertige mithilfe einer Philosophiegeschichte Kartei kar ten der frühen Philosophen mit den wichtigsten Stich punkten zu Leben und Werk an. ➜ M2-M6 4 Der „homo-mensura-Satz“ hat unsere Kultur wesentlich geprägt. Finde Beispiele, in denen er im Mittelpunkt steht. ➜ M6 Glossar: Aristoteles, Aufklärung, Demokrit, Logos, Sophisten Der Mensch als Maßstab Dieser bedeutende Satz der grie chischen Aufklärung stammt von dem Sophisten Protagoras, einem gefeierten Red ner und Lehrer, der wegen Gottlosigkeit angeklagt die Stadt Athen verließ und auf der Überfahrt nach Sizilien ertrank. Protagoras übte seinen Beruf 40 Jahre lang aus, es wird berichtet, dass er als Erster ein ziemlich hohes Honorar für seinen Unterricht in der Redekunst gefordert habe. Er wurde verbannt, weil er zu Beginn seiner Schrift Über die Götter erklärt hatte: „Von den Göttern vermag ich nicht zu erkennen, ob sie existieren oder nicht und wie sie etwa gestaltet sind.“ Berühmtheit erlangte er vor allem durch den oben zitierten „homo-mensura-Satz“, der besagt, dass der Mensch das Maß aller Dinge sei. Damit tritt der Mensch in den Mittelpunkt und wird alleiniger Maßstab für die Erkenntnis der Natur und die Beurteilung menschlicher Handlungen. Es gibt keine absolute Wahr heit, die unabhängig von der menschlichen Erfahrung erkannt werden kann, es gibt auch keine absolute, für alle verbindliche Ethik mehr. M6 A u fg a b e n Aller Dinge Maß ist der Mensch, der seienden, wie sie sind, der nichtseienden, wie sie nicht sind. Protagoras 15 20 25 Experteng Nu r z u Pr üf z ck en Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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