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Das Dilemma 165 1 Informiere dich über das Gerichtsverfahren in Athen im 4. Jahrhundert vor Christus. ➜ M1 2 Beschreibe das Bild und erfinde Sprechblasen zu So krates und den Athenern. ➜ M1 3 Arbeitet heraus, welche Wertvorstellungen (z. B. Freundschaft) den Argumenten Kritons zugrunde liegen. Was könnte Kriton noch anführen? ➜ M2 4 Welche Bedeutung haben für Sokrates die Gesetze? Erläutere, inwiefern eine Flucht die Gesetze „zerstören“ würde. Ist diese Haltung heute noch nachvollziehbar? ➜ M3 5 Führt eine Dilemmadiskussion in eurer Klasse durch: Soll Sokrates fliehen? ➜ M4/M5 Glossar: Apoll, Autorität, Daimonion, Exil, Minotauros, Theseus, Tugend A u fg a b e n Sokrates’ Dilemma Sokrates befindet sich offensichtlich in einer Zwickmühle, einem Dilemma: M5damit die ganze Stadt, zerstören?“ Was könnten wir dann auf solche Worte antworten? Werden wir dann antworten, dass uns vor der Flucht eine ungerechte Strafe auferlegt worden ist? Kriton: Gewiss, so werden wir antworten. Sokrates: Und wenn die Gesetze mir dann sagten: „Wisse, o Sokrates, dass man alle Urteile annehmen muss, gerechte wie ungerechte, da die ganze Existenz des Menschen durch die Gesetze geregelt ist. Verdankst du dein Leben vielleicht nicht uns? Hat dein Vater deine Mutter vielleicht nicht kraft Gesetzes ge heiratet und dich gezeugt? Und haben nicht wir dich stets gelehrt, das Vaterland zu ehren und vor dem Feind nicht zurückzuweichen?“ Wenn sie solche Fragen stellen würden, was könnten wir dann antworten: dass sie die Wahrheit sagen oder die Unwahrheit? Kriton: Dass sie die Wahrheit sagen. Sokrates: Und dennoch möchtest du, dass ich mich mit einem komischen Umhang, womöglich sogar mit Frauensachen, verkleide und aus Athen fliehe, um viel leicht nach Thessalien zu gehen, wo die Menschen ge meinhin in Unordnung und Ausschweifungen leben, nur um ein Leben, das sich ohnehin dem Ende zu neigt, um ein paar Jährchen zu verlängern! Wie könnte ich, nachdem ich damit gegen die Gesetze versto ßen habe, noch über Tugend und Gerechtigkeit reden! nach Luciano De Crescenzo, S. 35-36 Das Daimonion Sokrates weiß, dass uns das Leben oft unvorhergesehen vor Entscheidungen stellt, die rasch getroffen werden müssen und deshalb nicht immer gründlich durchdacht und genau begründet werden können. In solchen Fällen hört er auf die warnende Stimme seines Daimonions. Damit ist die Stimme des Gewissens gemeint, aber nicht als die Stimme einer nach innen verlegten äußeren Autorität, sondern als Ausdruck einer genauen Wahrnehmung und Kenntnis seiner selbst. Ein solches Gewissen weiß intuitiv, was der eigenen Persönlichkeit entspricht und was ihr widerspricht. [...] Sokrates fasst die warnende innere Stimme als göttlich auf. Klaus Disselbeck, S. 11 M4 20 25 30 35 40 45 5 10 Soll ich ... fliehen und damit meinen Freunden und meinen Söhnen etwas Gutes tun, den Gesetzen Athens aber Schaden zufügen und damit der Idee der Gerechtigkeit? ... nicht fliehen und den Gesetzen gehorchen, auch wenn das Urteil offen sichtlich ungerecht war, aber damit meinen Mitmenschen schaden, sie in Trauer und Verzweiflung stürzen? Nu r z u Pr üf zw ec k Ei en tu m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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