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Sokrates kontrovers 169 Sokrates wird bis in die heutige Zeit immer wieder diskutiert. Diese Doppelseite ist zur Wiederholung, Ver tiefung und Diskussion gedacht. Du kannst folgende Aufgaben bearbeiten: 1 Lies die einzelnen Aussagen sorgfältig durch und ord ne sie in Gruppen (positive/negative Beurteilung). 2 Prüfe, welche Teile von Sokrates’ Leben und Lehre sie in den Mittelpunkt stellen. 3 Schreibe zu einzelnen, dir wichtigen Aussagen einen Kommentar, indem du ihnen zustimmst oder sie kritisch diskutierst. 4 Bearbeitet in Gruppen einzelne Stellungnahmen, in dem ihr auf die vorherigen Doppelseiten Bezug nehmt und sie evtl. ergänzt. 5 Führt ein sokratisches Gespräch zu einem euch wichti gen Thema durch, z. B.: Was ist Unrecht? Gibt es Werte, die unser Leben bestimmen sollen? Was macht ein Leben zu einem guten Leben? Hat die Natur auch Rechte? Glossar: Logos, Platon, Tugend A u fg a b e n Sokrates ist ein weltgeschichtliches Ereignis, und So krates ist das Wappenschild über dem Eingangstor zur Wissenschaft. Sokrates hat die Bedeutung und die Tragweite des Logos entdeckt [...]. Sokrates war es, der diesen Weg der Menschheit er öffnet hat, mag dieser Weg sich nun als das größte Unheil der Menschheit erweisen oder ihr größtes Glück. Gottfried Martin, S. 146 Die Verteidigungsrede und der Tod des Sokrates haben die Idee des freien Menschen zu einer lebendigen Wirklichkeit gemacht. Sokrates war frei, weil sein Geist nicht unterjocht werden konnte; er war frei, weil er wusste, dass man ihm nichts anhaben kann. Dieser sokratischen Idee des freien Menschen, die ein Erbgut unseres Abendlandes ist, hat Kant auf dem Gebiete des Wissens wie auf dem der Ethik eine neue Bedeutung gegeben. Und weiter hat er ihr die Idee einer Gesellschaft freier Menschen hinzugefügt – einer Gesellschaft aller Menschen. Karl Raimund Popper, S. 19 Wie rühmt man nicht Sokrates über seine Gewissenhaftigkeit, die ihn dem Rate, aus dem Kerker zu entweichen, widerstehen lässt. Er ist ein Tor, dass er den Athenern ein Recht einräumt, ihn zu verurteilen. Darum geschieht ihm allerdings Recht; warum bleibt er auch mit den Athenern auf gleichem Bo den stehen! Warum bricht er nicht mit ihnen? Hätte er gewusst und wissen können, was er war, er hätte solchen Richtern keinen Anspruch, kein Recht eingeräumt. Dass er nicht entfloh, war eben seine Schwach heit, sein Wahn, mit den Athenern noch Ge meinsames zu haben, oder die Meinung, er sei ein Glied, ein bloßes Glied dieses Volkes. Max Stirner, S. 235-236 Sokrates hatte den Tod nicht verdient. Aber er hat ihn ein wenig gesucht. [...] Ein bewundernswerter Tod? Nein! [...] Eine Erbauungsgeschichte für die Jugend und für Naive. [...] Die Wahrheit ist: Wäre er friedlich an Altersschwäche gestorben, erinnerte man sich seiner nur als des Helden der platonischen Dialoge und damit genug. Aber der Schierling hat ihn gerettet [...]. Ein Märtyrer der Philosophie und des kritischen Geistes! Der Mythos hält sich seit zweitausendvierhundert Jahren. Frederic Pages, S. 32-33 Ein sokratisches Gespräch führen Die von Platon überlieferten argumentativen Dialoge sind Vorbild für das sokratische Gespräch, eine philosophische Unterrichtsmethode, die zur Selbstbesinnung, zu eigenverantwortlichem Denken und zu gut begründeten Urteilen anleiten soll. Folgende Punkte sind für ein sokratisches Gespräch zu berücksichtigen: 1. Jeder vernünftige Mensch, der sich auf die Gesprächsregeln einlässt, kann teilnehmen. 2. Ziel ist die gemeinsame Wahrheitsfindung und Problemlösung im Gespräch. 3. Gegenstand ist ein aktuelles ethisches Problem, eine existenzielle Frage, ein selbst erlebtes Beispiel. 4. Grundlage ist die gegenseitige Achtung der Teilnehmer, Geduld, Rücksichtnahme, Unvoreingenommenheit. 5. Die Methode des gegenseitigen Fragens (He bammenkunst) soll dabei helfen, eigene Ge danken oder Ansichten zu formulieren und zu prüfen. 6. Die Teilnehmer streben nach einem Konsens, d. h. suchen nach Antworten und Urteilen, denen alle zustimmen können. M E T H O D E Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge tu m s C .C . B uc ne r V er la gs | |
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