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173Neue Herrschaftsformen Die Revolution geht weiter 1 Sansculotten. Zeichnungen nach zeitgenössischen Vorlagen. Gegen die Kniehosen und Seidenstrümpfe des Adels und des Großbürgertums setzten die Sansculotten (franz. sans culottes: ohne Kniehosen) die langen Hosen. Zeichen ihrer Stärke waren Piken und Säbel. Ausdruck ihrer Zusammengehörigkeit war das brüderliche Du. Handwerker, Krämer, Gastwirte, Tagelöhner, Marktfrauen und Wäscherinnen zählten zu ihnen. Zu ihren Führern gehörten Rechtsanwälte und Journalisten. Die Sansculotten traten für niedrige Lebensmittelpreise und ein allgemeines Wahlrecht ein, kämpften gegen den Klerus und die „Reichen“. Ihr Ziel war eine Gesellschaft selbstständiger Händler und Gewerbetreibender. Sansculotten kontra Bürgertum Nachdem die Verfassung von 1791 eingeführt worden war, wurde eine neue Volksvertretung gewählt, die Gesetzgebende Nationalversammlung. Die meisten der 745 Abgeordneten waren für die konstitutionelle Monarchie und weitere Reformen. Einige Volksvertreter wie der Rechtsanwalt Maximilien de Robespierre forderten ein allgemeines Wahlrecht unabhängig vom Einkommen und waren gegen das Einspruchsrecht (Veto) des Königs bei der Gesetzgebung. Sie wurden von der städtischen Volksbewegung unterstützt: den Sansculotten. Die Gesetzgebende Versammlung geriet in eine Zwickmühle: Entweder kritisierte das Bürgertum ihre angeblich zu weit gehenden Beschlüsse oder die Sansculotten beklagten sich, weil sich ihre soziale Lage nicht verbesserte. Die Zweite Revolution Außenpolitische Sorgen kamen hinzu. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Leopold II., ein Bruder der französischen Königin, und der preußische König Friedrich Wilhelm II. hatten beschlossen, die Herrschaft Ludwigs XVI. zu sichern, und ein Heer aufgestellt. Um dem Einmarsch der Truppen zuvorzukommen, zwang die Volksvertretung Ludwig XVI., Österreich im April 1792 den Krieg zu erklären. Während die schlecht ausgerüsteten Franzosen die ersten Schlachten verloren, überschritten preußisch-österreichische Truppen die französischen Grenzen. Sie drohten, Paris zu vernichten, falls dem König oder seiner Familie Gewalt zugefügt werde. Unter Führung radikaler Abgeordneter erstürmten wütende Sansculotten am 10. August 1792 das Stadtschloss und setzten den König und seine Familie gefangen. Eine Zweite Revolution begann, in deren Verlauf der König abgesetzt und Wahlen für eine neue Volksvertretung anberaumt wurden. Die Bewohner von Paris blieben unruhig. Sie fürchteten sich vor den anrückenden feindlichen Truppen und der Möglichkeit, dass diese sich mit den Gegnern der Revolution verbünden könnten. Teile der Sansculotten drangen deshalb Anfang September 1792 in die Gefängnisse ein und töteten über 1500 Inhaftierte, darunter viele Priester, die den Eid auf die neue Verfassung verweigert hatten. Frankreich wird Republik In diesem gewalttätigen Klima fanden die Wahlen zum Nationalkonvent statt. Erstmals durften alle Männer ab dem 21. Lebensjahr unabhängig von ihrem Einkommen wählen. Nur sechs bis zehn Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Wahl. Die neue Volksversammlung beschloss, die Republik einzuführen (22. September 1792). Das wichtigste Ereignis im Winter 1792/1793 war der Prozess gegen den aus dem alten Adelsgeschlecht der Bourbonen stammenden Ludwig XVI. Er wurde nicht von einem Gericht, sondern vom Nationalkonvent „der Verschwörung gegen die Freiheit der Nation“ für schuldig erklärt, zum Tode verurteilt und nach mehreren Abstimmungen am 21. Januar 1793 hingerichtet. In ganz Europa – nicht nur in den Fürstenhäusern – waren viele Menschen entsetzt über dieses Ende der französischen Monarchie. 1. Lege auf Grundlage der Verfassertexte eine Zeitleiste mit den wichtigsten Ereignissen der Revolution bis zum 10. August 1792 an. Finde eine Bezeichnung für diese Phase der Revolution. 2. Nenne Gründe für den Ausbruch der „Zweiten Revolution“. 4492_1_1_2013_164_191.indd 173 28.02.13 15:05 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d s C .C .B ch ne r V er la gs | |
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