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17Mit Material arbeiten 1. Liste die Rechtfertigungen und Motive der imperialistischen Politiker (M 1) in einer Tabelle auf. Unterscheide zwischen wirtschaftlichen, politischen, rassistischen und sons tigen Begründungen. 2. Erläutere die Aussagen auf den Spruch bändern der Uhr (M 2). Nimm Stellung! 5 10 15 20 25 30 35 40 45 M 1 Motive und Rechtfertigungen 1872 wendet sich der britische Premier minister Benjamin Disraeli gegen die Kri tiker der Kolonialpolitik, die der Regierung vorwerfen, dass Großbritannien durch die Kolonien Geld verliere, sodass es besser sei, diesen die Selbstverwaltung zu gewähren; Disraeli sagt: Kein Minister in diesem Land [wird] seine Pfl icht tun, der eine Gelegenheit versäumt, so weit wie möglich unser koloniales Weltreich […] aufzubauen […]. Die anstehende Frage ist keinesfalls gering zu schätzen. Es geht darum, ob Sie damit zufrieden sein wollen, ein bequemes England zu sein, das nach kontinentalen Prinzipien organisiert ist […], oder ob Sie ein großes Land sein wollen, ein Land, in dem Ihre Söhne, wenn sie aufsteigen, zu überragenden Positionen gelangen und sich nicht nur die Wertschätzung ihrer Landsleute erwerben, sondern den Respekt der ganzen Welt. Der Brite Cecil Rhodes rechtfertigt den Erwerb von Kolonien in einer Schrift von 1877 mit folgenden Argumenten: Ich behaupte, dass wir die erste Rasse in der Welt sind und dass es für die Menschheit umso besser ist, je größere Teile der Welt wir bewohnen […]. Da [Gott] sich die Englisch sprechende Rasse offensichtlich zu seinem auserwählten Werkzeug geformt hat, durch welches er einen auf Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden gegründeten Zustand der Gesellschaft hervorbringen will, muss es auch seinem Wunsch entsprechen, dass ich alles in meiner Macht Stehende tue, um jener Rasse so viel Spielraum und Macht wie möglich zu schaffen. Wenn es einen Gott gibt, denke ich, so will er daher eines gern von mir getan haben: nämlich so viel von der Karte Afrikas britisch rot zu malen wie möglich. Der französische Ministerpräsident Jules Ferry äußert 1885 in einer Rede: Die überlegeneren Rassen haben au ßerdem ein Recht gegenüber den unterlegenen Rassen, und in dieser Hinsicht sollte Frankreich sich nicht der Pfl icht entziehen, die Völker zu zivilisieren, die mehr oder minder barbarisch geblieben sind. Der Vorsitzende der französischen Kolonial partei, Eugène Etienne, schreibt um 1895: Die zivilisierte Welt, welche sich in eine große Fabrik verwandelt hat, die von Tag zu Tag weitere Bereiche erfasst, produziert mehr, als ihre eigenen Bewohner aufnehmen können. Diese überhitzte Maschine braucht ein Sicherheitsventil, welches wir durch die koloniale Expan sion erhalten. In einer Reichstagsrede begründet der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Bernhard von Bülow, am 6. Dezember 1897 die Kolonialpolitik der Regierung in Fernost so: Wir empfi nden […] durchaus nicht das Bedürfnis, unsere Finger in jeden Topf zu stecken. Aber allerdings sind wir der Ansicht, dass es sich nicht empfi ehlt, Deutschland in zukunftsreichen Ländern von vornherein auszuschließen vom Mitbewerb anderer Völker. (Bravo!) Die Zeiten, wo der Deutsche dem einen seiner Nachbarn die Erde überließ, dem anderen das Meer und sich selbst den Himmel reservierte […] – diese Zeiten sind vorüber. […] Mit einem Worte: Wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne. (Bravo!) Zit. nach: Wolfgang J. Mommsen (Hrsg.), Imperialismus. Seine geistigen, politischen und wirtschaftlichen Grundlagen. Ein Quellenund Arbeitsbuch, Hamburg 1977, S. 48 f., 103 f., 130 und 139, Gerhard A. Ritter (Hrsg.), Das Deutsche Kaiserreich 1871-1914, Göttingen 31977, S. 300 f. und Ludwig Zimmermann, Der Imperialismus, Stuttgart 1971, S. 28 M 2 „Deutsche Reichs-Colonial-Uhr.“ Badische Uhrenfabrik AG, Furtwangen, um 1905. Die Uhr ist 40 cm hoch, 32 cm breit und 5 cm tief. 4493_1_1_2014_010_053_kap1.indd 17 07.04.14 13:52 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um es C .C . B u hn er V er la gs | |
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