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243Mit Material arbeiten 1. Arbeite heraus, was die Verfasser des Manifestes (M 1) kritisieren und was sie fordern. 2. Das Foto M 2 wurde zu einem Symbol für die „Macht der Ohnmächtigen“. Erkläre die Aussage. 3. Erläutere die Breschnew-Doktrin (M 3). 4. Befragt eure Eltern und Großeltern, inwieweit die Ereignisse von 1968 ihre politischen Einstellungen beeinfl ussten. M 2 Protest gegen den Einmarsch. Foto vom 21. August 1968 aus Bratislava. Mit 1 000 Flugzeugen, 7 500 Panzern, 300 000 Soldaten und Spezialkräften der Geheimdienste fi elen sowjetische, bulgarische, polnische und ungarische Truppen in die Tschechoslowakei ein. 5 10 15 20 25 30 35 M 1 Aus dem Manifest der 2 000 Worte Im Juni 1968 erscheint auf Anregung von Wissen schaft lern in der Presse ein Aufruf, der sich „an die Arbeiter, Bauern, Angestellten, Künstler, Wissenschaftler, Techniker und an alle“ richtet. Er beeinfl usst die Diskussion um die Demokrati sierung der C˘SSR maßgeblich. Die Kommunistische Partei, die nach dem Krieg das große Vertrauen der Menschen genoss, tauschte dieses Vertrauen allmählich gegen Ämter ein. […] Die Tätigkeit des Staates und der Wirtschaftsorganisationen unterlagen keiner Kritik. Das Parlament verlernte zu beraten, die Regierung zu regieren und die Direktoren zu leiten. Die Wahlen hatten keine Bedeutung; die Gesetze verloren ihr Gewicht. […] Die persönliche und die gemeinsame Ehre verfi el. Ehrlich währte nicht am längsten, und von irgendeiner Bewertung nach Fähigkeiten konnte nicht die Rede sein. Darum verloren die meisten Leute das Interesse für öffent liche Dinge und kümmerten sich nur um sich selbst und ums Geld […]. Für den heutigen Zustand sind wir alle verantwortlich; mehr jedoch die Kommunisten unter uns. Die Hauptverantwortung aber tragen jene, die Teilhaber oder Instrument der unkontrollierten Macht waren. Es war dies die Macht einer starrsinnigen Gruppe, die ihren Einfl uss mithilfe des Parteiapparates von Prag aus bis in jeden Bezirk und in jede Gemeinde ausdehnte. […] Der große Betrug dieser Herrschsüchtigen war es, dass sie ihre Willkür für den Willen der Arbeiterschaft ausgaben. […] Kein vernünftiger Mensch wird selbstverständlich an eine solche Schuld der Arbeiterschaft glauben. Wir alle wissen, insbesondere jeder Arbeiter, dass die Arbeiterschaft praktisch über nichts entscheiden konnte. Während viele Arbeiter meinten, sie regierten, regierte in ihrem Namen eine eigens erzogene Schicht von Funktionären des Parteiund Staatsapparates. Diese nahm faktisch den Platz der gestürzten Klasse ein und wurde selber zur neuen Obrigkeit. Zit. nach: Otfried Pustejovsky, In Prag kein Fenstersturz, München 1968, S. 128 ff. 5 M 3 Aus der Breschnew-Doktrin Unter Leitung des sowjetischen Staatsund Parteichefs Breschnew verfassen die Parteiführer Bulgariens, Ungarns, der DDR und Polens am 15. Juli 1968 einen Brief an die KPFührung der C˘SSR, in dem erstmals die „Breschnew-Doktrin“ formuliert wird. In dem Brief heißt es: Wir können […] nicht damit einverstanden sein, dass feindliche Kräfte Ihr Land vom Weg des Sozialismus stoßen und die Gefahr einer Lostrennung der Tschechoslowakei von der sozialistischen Gemeinschaft heraufbeschwören. Das sind nicht mehr nur Ihre Angelegenheiten. Das sind die gemeinsamen Angelegenheiten aller kommunistischen und Arbeiterparteien und aller durch Bündnis, durch Zusammenarbeit und Freundschaft vereinten Staaten. Zit. nach: Boris Meissner, Die „Breshnew-Doktrin“, Köln 1969, S. 47 f. 4493_1_1_2014_232_271_kap5.indd 243 07.04.14 13:18 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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