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245Mit Material arbeiten 1. Beurteile den Zusammenhang zwischen den Überlegungen Bahrs, dem Passierscheinabkommen und den Reisen zwischen DDR und Bundesrepublik (M 1 bis M 4). 2. Gestalte aus M 4 ein Diagramm und erläutere die Tabelle. Was sagt die Entwicklung über die deutschdeutschen Beziehungen aus? M 3 Vor der Antragsstelle für Passier scheine in West-Berlin. Foto vom 19. Dezember 1963. Das erste Passierscheinabkommen zwischen dem West-Berliner Senat und den Ost-Berliner Behörden ermöglichte West-Berlinern erstmals seit dem 13. August 1961 wieder den Besuch ihrer Ost-Berliner Verwandten über Weihnachten und Neujahr 1963/64. 730 000 Menschen nutzten das Abkommen zu rund 1,2 Millionen Besuchen in Ost-Berlin. Weitere Passierscheinabkommen für Zeiträume von jeweils zwei bis drei Wochen folgten in den Jahren 1964, 1965 und 1966. 5 10 15 20 25 M 1 Annäherung Egon Bahr, der Leiter des Presseund Informationsamtes von Berlin, und Willy Brandt, der Regierende Bürgermeister von Berlin, versuchen, die deutsch-deutsche Grenze durchlässiger zu machen. 1963 leiten sie die Neue Ostpolitik ein (siehe dazu auch Seite 253). Am 15. Juli 1963 sagt Bahr auf einer Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing (Bayern): Die Voraussetzungen zur Wiedervereinigung sind nur mit der Sowjetunion zu schaffen. Sie sind nicht in Ost-Berlin zu bekommen, nicht gegen die Sowjetunion, nicht ohne sie. […] Wenn es richtig ist, und ich glaube, es ist richtig, dass die Zone dem sowjetischen Einfl ussbereich nicht entrissen werden kann, dann ergibt sich daraus, dass jede Politik zum direkten Sturz des Regimes drüben aussichtslos ist. Diese Folgerung ist rasend unbequem und geht gegen unser Gefühl, aber sie ist logisch. Sie bedeutet, dass Änderungen und Veränderungen nur ausgehend von dem zurzeit dort herrschenden verhassten Regime erreichbar sind. […] Wir haben gesagt, dass die Mauer ein Zeichen der Schwäche ist. Man könnte auch sagen, sie war ein Zeichen der Angst und des Selbsterhaltungstriebes des kommunistischen Regimes. Die Frage ist, ob es nicht Möglichkeiten gibt, diese durchaus berechtigten Sorgen dem Regime graduell so weit zu nehmen, dass auch die Aufl ockerung der Grenzen und der Mauer praktikabel wird, weil das Risiko erträglich ist. Das ist eine Politik, die man auf die Formel bringen könnte: Wandel durch Annäherung. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Selbstbewusstsein genug haben können, um eine solche Politik ohne Illusion zu verfolgen, die sich außerdem nahtlos in das westliche Konzept der Strategie des Friedens einpasst, denn sonst müssten wir auf Wunder warten, und das ist keine Politik. Zit. nach: Rolf Steininger, Deutsche Geschichte. Darstellung und Dokumente in vier Bänden, Bd. 3: 1955-1974, Frankfurt a. M. 2002, S. 290 aus der DDR in die Bundesrepublik aus der Bundesrepublik in die DDR 1960 807 000 700 000 1961 675 000 700 000 1962 27 000 300 000 1963 50 000 1 400 000 1964 664 000 1 800 000 1965 1 219 000 1 800 000 1966 1 055 000 1 500 000 1967 1 072 000 1 400 000 1968 1 047 000 1 200 000 1969 1 042 000 1 100 000 1970 1 048 000 1 200 000 1971 1 045 000 1 200 000 1972 1 079 000 1 500 000 1973 1 298 000 2 200 000 M 4 Reisen zwischen DDR und Bundesrepublik M 2 Passierschein. Nach: Deutscher Bundestag (Hrsg.), Materialien der Enquete-Kommission „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“, Bd. V.3, Baden-Baden 1995, S. 2024-2026 4493_1_1_2014_232_271_kap5.indd 245 07.04.14 13:18 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C . B uc hn er V rla gs | |
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