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251Höhepunkte des Kalten Krieges und die beiden deutschen Staaten Von Ulbricht zu Honecker Der ostdeutschen Bevölkerung blieb nach 1961 kaum eine andere Wahl, als sich mit dem DDR-System abzufi nden. Wirtschaftlich verbesserte sich ihre Lage allmählich. Zeitweise wurde die strenge Lenkung von oben etwas gelockert und die Eigenverantwortung gefördert. Ausdruck für die SED-Position sollte die von der DDR-Volkskammer verabschiedete zweite Verfassung von 1968 sein. Sie schrieb die führende Rolle der marxistisch-leninistischen Partei sowie ihr Verständnis von Deutschland fest und schloss den Aufbau der sozialistischen „Volksdemokratie“ rechtlich ab. Die DDR hatte sich damit den übrigen Ostblockstaaten angepasst. Der Vorsitzende des Staatsrates Walter Ulbricht regierte selbstherrlich. Er wollte den Sieg über den Kapitalismus auf deutschem Boden erzwingen. Der Lebensstandard in der DDR sollte den der Bundesrepublik „überholen“. Ulbricht scheiterte, da er sich der neuen Entspannungspolitik widersetzte. In Absprache mit dem sowjetischen Parteichef Leonid Breschnew leitete Erich Honecker, der in der SED-Führung vor allem für Sicherheitsfragen zuständig war, den Sturz des 77-jährigen Ulbricht ein. Im Mai 1971 wurde Honecker 1. Sekretär der SED (ab 1976 Generalsekretär). Bald darauf übernahm er auch das Amt des Staatschefs und stieg zum mächtigsten Mann der DDR auf. Anerkennung Die DDR war bis 1971 erst von 29 Regierungen als Staat anerkannt. Eine breitere internationale Akzeptanz fand sie erst nach dem deutsch-deutschen Grundlagenvertrag von 1972.* Auf dieser Basis wurden beide deutsche Staaten in die Vereinten Nationen aufgenommen. Seitdem nahmen die Bundesrepublik Deutschland und die DDR an allen wichtigen internationalen Konferenzen mit eigenen Delegationen teil. Bis Ende 1988 hatten 135 Staaten die DDR völkerrechtlich anerkannt. Abgrenzung Während für die westdeutsche Regierung die „deutsche Frage“ auch nach den Verträgen offen blieb, hielt die SEDFührung sie für geklärt. Deshalb bemühte sie sich, in der Bevölkerung ein besonderes DDR-Bewusstsein zu verankern, und verwarf jeden Gedanke an eine Wiedervereinigung. Die vorhandenen familiären Bindungen zwischen Ost und West, die gemeinsame Geschichte und Kultur wurden verdrängt oder verleugnet. Jede Gelegenheit der Abgrenzung von der „kapitalis tischen“ Bundesrepublik wurde genutzt. 1974 strich die SED alle gesamtdeutschen Bezüge aus der (dritten) DDR-Verfassung. Der Text der Nationalhymne, den 1949 der SED-Funktionär Johannes R. Becher geschrieben hatte, durfte nicht mehr gesungen werden: „Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt, lass uns dir zum Guten dienen, Deutschland einig Vaterland.“ Erfolge im Sport Zur Identifi kation der Bürger mit ihrem Land trugen die internationalen Erfolge der Spitzensportler bei. Zwischen 1956 und 1988 gewann die DDR neben zahlreichen Welt und Europameistertiteln 578 olympische Medaillen, davon 203 goldene. Der Staat förderte den Sport intensiv und setzte gezielt Dopingmittel ein. Auch die Bundesbürger verglichen in den Medaillenspiegeln die Ränge beider Staaten. Nur im Massen sport Fußball blieb der Westen führend. 1 Walter Ulbricht (links) und Erich Honecker. Buchillustration von 1971. *Lies dazu Seite 253. ˘ Geschichte In Clips Zur Ära Honecker siehe Clip-Code 4493-12 Wie festigt die SED ihre Macht? 4493_1_1_2014_232_271_kap5.indd 251 07.04.14 13:18 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um de s C .C . B uc hn er V er la gs | |
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