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267Höhepunkte des Kalten Krieges und die beiden deutschen Staaten ˘ Filmtipps: • Das Leben der Anderen; Regie: Florian von Donnersmarck, 2006 • Das Haus; Regie: Thomas Heise, 1984/85 (DVD 2011) • Volkspolizei; Regie: Thomas Heise, 1984/85 (DVD 2011) ˘ Internettipp: Informationen zum MfS siehe unter www.bstu.bund.de 2 Vom MfS beschlag nahmtes Flug blatt. Flugblatt von 1976. Die Ausbürgerung Wolf Biermanns im November 1976 löste eine Protestwelle aus. Zwölf namhafte Schrift steller der DDR unterschrieben eine Petition dagegen; 400 weitere DDR-Bürger solidarisierten sich mit ihnen. Als Folge der Ausbürgerung regis trierte das MfS: 1 096 Flug blätter, 101 vorläufi g festgenommene Personen und 180 Aktionen in den Bezirken Halle, Potsdam, Gera, Dres den, KarlMarx-Stadt (heute: Chemnitz), Berlin und Leipzig. Die DDR erstarrt Auch die DDR musste höhere Preise für das von der Sow jetunion bezogene Erdöl zahlen und steigerte deshalb den umweltschädlichen Abbau heimischer Braunkohle. Für Hon ecker kam es aber nicht infrage, den Massenkonsum durch drastisches Sparen einzuschränken. Fehlende Investitionen in die Produktionsanlagen und technologischer Rückstand (Com puter industrie) waren die Folge. Die DDR fi el immer weiter hinter den Westen zurück. Viele Ostdeutsche resignierten und stellten trotz Repressalien Ausreiseanträge. Die wirtschaftliche Krise vergrößerte die Staatsverschuldung. 1983 half die Bundesregierung der DDR mit einem Milliardenkredit aus der Schuldenklemme heraus, wofür sie einen Teil der Sicherungsanlagen an der Grenze abbaute. 1989 mussten die ostdeutschen Ökonomen die Zahlungsunfähigkeit ihres Staates eingestehen. Das taten sie natürlich nicht öffentlich. Der Stasi-Staat wird ausgebaut Der Machtanspruch der SED nahm keine Rücksicht auf Menschenund Bürgerrechte – trotz ihrer Verankerung in der Verfassung. Zensur, Wahlbetrug, Reisebeschränkungen sowie Eingriffe in das Postund Fernmeldegeheimnis waren all täglich. „Schild und Schwert“ der Partei war das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unter Erich Mielke. Es arbeitete eng mit den Geheimpolizeien aller Ostblockstaaten zusammen. Die Stasi kontrollierte, überwachte und schüchterte die Bevölkerung ein. Bei seiner Gründung 1950 zählte das MfS etwa 2 700, nach dem 17. Juni 1953 fast 14 000 Mitarbeiter. Zwanzig Jahre später wuchs der Apparat auf 52 700 Beschäftigte an. Auch während der Entspannungspolitik erhöhte sich die Zahl weiter auf am Ende 91 000 Mitarbeiter. Außerdem bespitzelten im Auftrag der Stasi 1989 fl ächendeckend etwa 174 000 Inoffi zielle Mitarbeiter (IM) Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen, Mitschüler und sogar Ehepartner! Auch Westdeutsche haben für die Stasi gearbeitet. Insgesamt waren wohl von 1949 bis 1989 mehr als 12 000 Bundesbürger im Westen als IM tätig, zuletzt waren es noch etwa 1 550. Kritik am Regime Offener Widerspruch gegen die SED war in der DDR immer gefährlich. Regimekritiker wie der international anerkannte Naturwissenschaftler Robert Havemann und der Liedermacher Wolf Biermann – überzeugte Kommunisten – wurden in den 1970er-Jahren wegen ihres öffentlichen Eintretens für die Meinungsfreiheit mit Berufsverbot bestraft, ständig überwacht und bedroht und im Fall Biermann auch in die Bundesrepublik ausgebürgert (1976). Künstler und Schriftsteller, die dagegen pro tes tierten, wurden teilweise genauso behandelt oder kamen ins Gefängnis. Nach der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte 1975* entstanden in der DDR neue Gruppen von Regimekritikern. Sie organisierten sich in Friedensseminaren, Umweltschutz-, Frauenund Menschenrechtsinitiativen. Häufi g trafen sie sich im Schutz der evangelischen Kirche, die ihre Räume zur Verfügung stellte. Immer dringlicher und mutiger forderten die Gruppen in den 1980er-Jahren von der SED mehr Rechte. Stasi-Mitarbeiter versuchten sie zu zermürben und auszuschalten. Personen wurden verhaftet und gegen ihren Willen ausgebürgert. Überall wurden Spitzel in Gruppen eingeschleust. Verdächtige verloren ihren Arbeitsplatz, wurden bei Freunden in Misskredit gebracht, bedroht und erpresst. Dennoch: Die Zahl der Oppositionellen und Sympathisanten wuchs ständig. Bürgerrechtler, kritische Marxisten, Anhänger der Friedensoder Umweltbewegung, engagierte Christen und Übersiedlungswillige, aber auch unangepasste Jugendliche wie Punks – alle galten in der DDR als „Staatsfeinde“. * Lies dazu Seite 276. 4493_1_1_2014_232_271_kap5.indd 267 07.04.14 13:18 Nu r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt u d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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