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Höherer Sinn oder alles nur fauler Zauber? 197 Das Bild zeigt eine Möglichkeit, wie Menschen sich Kontakt zu höheren Instanzen zu verschaffen suchen. Lass die Stimmung des Bildes auf dich wirken und beschreibe sie im Anschluss. ➜M1 Darf Jennifer Buettner ihrem Kind ein Placebo ver ab rei chen, dabei aber verschweigen, dass es keinen Wirk stoff enthält? Oder muss sie offen damit umgehen auf die Gefahr hin, dass das Placebo keine Wir kung erzielt? Bildet zwei Gruppen, die jeweils für eine der beiden Positionen argumentieren. ➜M2 Ist es eurer Meinung nach erlaubt, mit Placebos Geld zu verdienen? Begründet eure Meinung. ➜M2 Eignet euch wissenschaftliche Informationen zum Placebo-Effekt an und analysiert im Anschluss das religiöse Heilungsritual. ➜M3, M4 Benennt Kriterien, unter denen beurteilt werden kann, was einen seriösen Placebo-Effekt von reiner Scharlatanerie unterscheidet. ➜M5 Hier ein Beispiel: Eine Therapie mit Placebos ist dann gerechtfertigt, wenn … · sie mit Therapien kombiniert wird, in denen Wirkstoffe eingesetzt werden. · sie unter wissenschaftlicher Beobachtung steht. · … Glossar: hypochondrisch, Lourdes, Scharlatan 1 2 3 5 4 A u fg a b e n Lourdes – wunderbare Heilung Die Bäder sind der intimste Ort in Lourdes und liegen in einem niedrigen, schmucklosen Bau am Berghang. Die Schlange vor der Frauenabteilung ist länger als die bei den Männern, anderthalb Stunden Wartezeit sind normal. Es wird gebeten, Schwerkranken den Vortritt zu lassen. Zwischen grauen Holzwänden legt man seine Kleidung ab. Der Helfer zieht einen Vorhang auf. Nun steht der Pilger nackt vor einer länglichen Wanne, die mit zwölf Grad Celsius kaltem Wasser aus der Quelle in der Grotte gefüllt ist. Zwei Helfer beten mit ihm einen Rosenkranz, dann führen sie ihn die zwei Stufen hinunter in die Wanne und tauchen ihn rück lings bis zum Hals ein. Er soll dabei eine Marienfigur an die Brust drücken, ein stilles Gebet sprechen und anschließend, ohne sich abzutrocknen, wieder in die Kleider steigen. An der Wand hängt eine Trage, mit der Schwerkranke ins Wasser gehoben werden. Das Ritual ist klar strukturiert und wird von den Helfern freundlich begleitet. nach Johannes Schweikle, S. 41 Lourdes – Glaube und Wissen Seit 1998 leitet Dr. Patrick Theillier das Büro zur Feststellung der Heilungen in Lourdes. Er ist 64 Jahre alt und vom Typus des kultivierten Landarztes. Jede Woche erscheinen Pilger bei Dr. Theillier, die glauben, an der Grotte wundersam geheilt worden zu sein. Manche kommen schon, wenn eine akute Darmgrippe abgeklungen ist. Sobald Theillier einen Fall ernst nimmt, untersucht er den Patienten und lässt sich die Krankenakte schicken. Einmal im Jahr trifft sich ein internationales Komitee, das aus rund 30 katholischen Medizinern besteht. Theillier legt seinen Kollegen die Dossiers jener Patienten vor, deren Krankenakten alle Kriterien erfüllen: Die Erkrankung muss den Körper betreffen und lebensbedrohlich sein; die Heilung muss plötzlich erfolgen, vollständig und nicht vorhersehbar M5 M4 5 10 15 15 20 25 gewesen sein. Und sie muss mindestens drei Jahre andauern. Von dem Komitee akzeptierte Dossiers gehen dann an den zuständigen Ortsbischof in der Heimat des Patienten. Er hat die Autorität, ein kirchenamtliches Wunder zu konstatieren. Als Arzt soll Dr. Theillier die Kluft zwischen Glaube und Wissenschaft überbrücken und durch seine Autorität dafür sorgen, dass Lourdes nicht zu einem Hort der Irrationalität wird. Er lächelt über die Pilger, die von Bäumen Blätter mitnehmen, als ob diese Zauberkraft besäßen. Doch die Grotte ist für ihn „ein magischer Ort, an dem der Himmel offen steht“: Die meisten Kranken kehren aus Lourdes zwar weniger krank nach Hause zurück, „aber viele sind seelisch geheilt und tragen ihr Schicksal leichter“. nach Johannes Schweikle, S. 44f 5 10 N u r zu P rü fz w e c k e n E g e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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