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„Ja, und?“, fragte Pasion und zuckte mit den Schultern. „Der Beste gewinnt. Bei den Spielen gibt es nur einen Sieger. So ist die Regel.“ Nike blickte Hippias nachdenklich an. „Wenn dein Vater besser war, wieso hat dann Kallippos gewonnen?“ „Ganz einfach. Kallippos hat am Tag vor dem Wettkampf alle seine Fünfkampfgegner zum Essen eingeladen. Das ist nicht ungewöhnlich. Vater sagt, er war eben einer dieser reichen Angeber aus Athen und wollte allen zeigen, was er sich leisten konnte.“ Am nächsten Tag war Troilos jedoch so übel gewesen, dass er nicht gegen Kallippos hatte gewinnen können. Er war sich sicher, dass Kallippos ihm ein Kraut ins Essen gemischt hatte, von dem ihm schlecht geworden war. „Was?“, rief Nike bestürzt. „Aber dann war der Kampf doch ungültig! Man hätte Kallippos auspeitschen müssen.“ Sie hatte inzwischen genug über die Regeln der Spiele gelernt. Hippias schüttelte den Kopf. „Man konnte Kallippos nichts nachweisen. Es war seltsam, dass nur meinem Vater übel war und den anderen nicht. Aber die anderen waren ja auch nicht gefährlich für Kallippos. Er hat gewonnen und den Preis bekommen. Die beiden haben nie wieder gegeneinander gekämpft. Nur wenn mein Bruder Kylon im Pentathlon besiegt, ist für Vater die Welt endlich wieder in Ordnung.“ […] Hippias blickte zu Boden. Nike sah ihn aufmerksam an und sagte dann: „Das kann ich verstehen. Aber das ist noch nicht alles, was dir Sorgen macht, oder?“ „Nein“, antwortete Hippias. „Ich habe Angst, dass in Olympia wieder etwas passiert. Ihr habt ja gehört, was Kallippos gesagt hat!“ „Du meinst, dass diesmal vielleicht mit Kap ros ...?“ Nike wagte nicht, die Frage zu beenden. „Genau. Wie damals mit Vater. Und dann kann Kapros auch nicht siegen und die endlosen Streitereien gehen weiter. Ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun soll.“ „Aber kann man überhaupt etwas dagegen tun?“, fragte Nike. „Kapros ist doch bestimmt klug genug, nichts zu essen, was von Kallippos kommt“, warf Pasion ein. „Man kann ihm doch auch anders schaden!“, antwortete Hippias düster. „Bisher haben Kallippos und dein Vater sich immer nur beschimpft“, überlegte Nike. Sie musste trotz allem lachen. „Holzklotz! Bleischädel! Dummkopf! Esel! Solche Sachen eben. Aber sie haben nie mit irgendwas gedroht.“ „Aber Kallippos hat doch eben gedroht!“, rief Hippias aufgebracht. „Wenn man auf Kapros nicht aufpasst, passiert ihm was. Das habt ihr doch selbst gehört!“ Pasion dachte nach. „Gut“, meinte er dann entschlossen. „Du hast recht. Wir passen auf. Und wenn wir etwas herausfinden, erzählen wir es am besten sofort meinem Vater. Wenn einer was dagegen unternehmen kann, dann er.“ „Ja, aber wir müssen sicher sein, dass Kallippos überhaupt etwas vorhat“, warf Nike ein. „Und das Wichtigste ist, dass wir Kapros nicht aus den Augen lassen.“ Hippias fühlte sich plötzlich ganz leicht. Es war richtig gewesen, seinen Freunden von seinen Sorgen zu erzählen. Sie würden ihm helfen. Und vielleicht irrte er sich ja sogar mit seinen Befürchtungen. Aber was war, wenn er recht hatte? Christa Holtei: Skandal in Oympia. Ein Mitratekrimi aus dem Alten Griechenland. München 2008, 160 Seiten Das Buch enthält zahlreiche Illustrationen, Karten und Rätsel sowie einen Anhang mit Erklärungen zu Begriffen und historischen Personen, die im Text vorkommen. Wie geht es weiter? Die Freunde machen sofort einen Plan, wie sie Kylon in den Heiligen Stätten von Olympia bewachen wollen. Doch werden sie ihn dort schützen können? Wird Kylon den Fünfkampf gewinnen und Olympiasieger werden? 99 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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