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eingelassen waren. Die dicken, tragenden Bohlen lagen darunter auf Längsund Querbalken. „Vielleicht können wir uns noch ein paar Liegen und Hocker vom Hof holen“, sagte Mutter und die anderen nickten. Der dritte Raum würde als Schlafzimmer dienen. Er hatte eine Nische, in die man die Truhe mit den Kleidungsstücken stellen könnte. Groß war der Raum nicht. Quintus konnte sich kaum vorstellen, wie sie alle hier schlafen sollten. Vater musste dasselbe gedacht haben, denn er sagte schnell: „Publius und Herennia können in der Nische schlafen. Quintus und Cossinia, wenn sie hier ist, im anderen Zimmer.“ Das war Quintus sehr recht, denn er mochte seine ältere Schwester sehr. „Und Kirkos?“, fragte er. „Interim fi t aliquid. – Kommt Zeit, kommt Rat“, sagte Vater und kratzte sich am Kopf. Kirkos aber erklärte: „Ich guck mich morgen mal um. Werde wohl irgendwo eine Ecke zum Schlafen finden in diesem Haus. Ist ja noch ein Speicher drüber.“ „Viel zu warm!“, erklärte der Vater. „Und im Winter zu kalt!“ Kirkos knetete seine Nase, was er immer tat, wenn er im Augenblick nicht klar sah. Aber es wurde an diesem Abend nicht weiter darüber gesprochen. Heute Nacht würde er zusammen mit Quintus im Essraum auf dem Boden schlafen. Silvanus, der bisher geschwiegen hatte, rieb sich die Hände und rief laut: „Na, wie gefällt’s euch denn? Was Besseres war in der Kürze der Zeit nicht aufzutreiben.“ „Was kostet die Wohnung?“, fragte Vater. „Darüber reden wir morgen. Ich bringe euch dann den Verwalter.“ Vater hätte das zwar gerne noch an diesem Abend geklärt, musste sich aber in die Verhältnisse schicken. Und man konnte nicht nach Sonnenuntergang einen Hausverwalter aus seiner Privatwohnung holen, nur um den Preis einer Wohnung zu erfahren, den man ohnehin zahlen musste, wollte man in dieser riesigen Stadt bleiben. „Also dann bis morgen ...“, murmelte der Vater und es klang müde. Plötzlich hatte Silvanus es auch sehr eilig, er verabschiedete sich und versprach morgen gleich nach Sonnenaufgang da zu sein. […] Mutter breitete Decken und Felle auf dem Boden aus, und da sie alle müde von der Fahrt und der Aufregung der letzten Tage waren, schliefen sie wider Erwarten bald ein. Wie Kirkos es gesagt hatte, wurde Quintus am nächsten Morgen lange vor Sonnenaufgang von ununterbrochenem Rattern, Quietschen, Getrappel, Scheppern, Rufen, Brüllen und was sonst nicht allem geweckt. […] Er schaute zur Seite und erkannte, dass auch Kirkos wach war, denn auch er starrte zur Decke und schien zu überlegen. „Sind das die Wagen der Bauern?“, fragte Quintus. „Recte. Und wir können von Glück sagen, dass wir in einer Nebenstraße untergekommen sind.“ […] Sie schwiegen. Quintus lauschte auf die Geräusche von draußen. Auch vor ihrem Haus fuhr jetzt ein Wagen vorbei. […] Er überlegte, ob er irgendetwas tun könne, was die Mutter erfreuen würde. Er stand auf und faltete die Decke zusammen, legte sie auf den Hocker, der als einziges Möbelstück in einer Ecke stand. Dann zog er seine Sandalen an, ging leise zur Tür und in den Vorraum. Dort erledigte er auf der Latrine sein Bedürfnis, wobei er peinlich darauf achtete, nicht mit dem übel riechenden, fauligen Holz des Sitzes in Berührung zu kommen. Er tat dies instinktiv, denn er ekelte sich davor. Auch auf dem Hof war es schon so gewesen, und wenn eben möglich, hatte er das Geschäft im Freien abgelassen. Er stellte fest, dass zwei der Krüge voll Wasser, ein dritter leer war. […] Er trat auf den Verbindungsgang hinaus, der den Hof mit der Straße verband. Im Hof sollte es Wasser geben. Quintus ging langsam durch den Gang, und als er aus seinem Schatten trat, konnte er kaum glauben, was er sah. Hans Dieter Stöver: Quintus geht nach Rom, München 222007, 265 Seiten Das Buch enthält einen informativen, materialreichen Anhang. Wie geht es weiter? Was Quintus sieht, ist eine erste Überraschung, von der die Stadt Rom noch viele für ihn bereithält. Bis er die unterschiedlichen Stadtviertel kennenlernt, muss er einige Abenteuer bestehen. Wird Rom dabei zur neuen Heimat von Quintus und vor allem wird es Quintus und seiner Familie gelingen, Arbeit zu fi nden, um sich wenigstens die kleine Wohnung leisten zu können, oder werden auch sie bald zu der großen Zahl der Bettler in Rom gehören? Weitere Abenteuer von Quintus kannst du in den Bänden „Quintus in Gefahr“ und „Quintus setzt sich durch“ lesen. 155 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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