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157 Q2 Ein Tourist über den Sturm auf die Bastille Der englische Arzt Dr. Edward Rigby hält sich im Juli 1789 als Tourist in Paris auf. Seiner Familie schildert er am 14. Juli 1789, was nach der Erstürmung der Bastille geschehen ist: Auf einen Schlag brach der tollste Jubel los; jede erdenkliche Art, in der sich die ausgelassensten Freudengefühle äußern können, war allenthalten zu sehen und zu hören. Rufe und Schreie, Springen und Umarmen, Lachen und Weinen, jeder Ton und jede Geste, auch Äußerungen, die hysterischen Zuständen nahekamen, offenbarten in der bunt durcheinandergemischten Menge ein solches Aufwallen äußerster Freude, wie es, sollte ich meinen, nie zuvor von Menschenkindern erlebt worden ist. Wir wurden als Engländer erkannt; wir wurden umarmt als freie Männer, „denn die Franzosen“, sagten sie, „sind jetzt ebenso gut frei als ihr; künftig sind wir keine Feinde mehr, wir sind Brüder, und nie mehr soll ein Krieg uns trennen. Nach: Ulrich Friedrich Müller (Hrsg.): Die Französische Revolution 1789-1799. Ein Lesebuch, München 1988, S. 49 Q3 Ein Gegner der Revolution über den Sturm auf die Bastille Der Schriftsteller Antoine Rivarol schreibt am 29. Juli 1789 über den Sturm auf die Bastille: Obwohl die Regierung schuldig war, weil sie gegen das Gewitter, das sich so kräftig angekündigt hatte, keinerlei Maßnahmen ergriffen hatte, war der Gouverneur [der Bastille] nicht weniger tadelnswert, weil er sich auf Verhandlungen mit dem Pöbel eingelassen hatte. Hätte er sich in die Bastille eingeschlossen, wäre er unüberwindlich gewesen. Dieser unglückliche Gouverneur ist für seinen Leichtsinn schwer bestraft worden; das durch seinen Widerstand und den Tod einiger Bürger beim Angriff erregte Volk schleppte ihn zu der Place de Grève und schlug ihm den Kopf ab, nachdem man ihn mit Schlägen und Beschimpfungen überhäuft hatte. Dieser Kopf wurde auf der Spitze einer Lanze durch die Straßen getragen. Journal politique national N° 8, 29. Juli 1789, zitiert nach: Irmgard und Paul Hartig: Die Französische Revolution, Stuttgart 1985, S. 44 ff. (leicht bearbeitet) 5 10 15 5 10 15 Q4 Kokarde mit den französischen Nationalfarben Derartige Kokarden wurden zum Erkennungszeichen der Anhänger der Revolution. 1793 wurde es sogar Pfl icht, eine zu tragen. Blau und Rot waren die Farben der Stadt Paris, Weiß die Farbe des Königshauses. 1 Erkläre, was die Wahl der Farben aussagte. 1. Vergleiche, wie das Volk in Q2 und Q3 dargestellt wird. 2. Beurteile, wie der Maler von Q1 das Volk sieht. 3. Schreibe an Rivarol (Q3) einen Brief. Er soll seine Haltung gegenüber dem Volk und gegenüber dem Gouverneur ändern. 4. Erkläre, warum sich die Bastille gut als Symbol für die Franzö sische Revolution eignet. 5. 1880 wurde der 14. Juli zum Nationalfeiertag Frankreichs erklärt. Informiert euch, wie dieser Tag in Frankreich begangen wird. 6. Nimm Stellung dazu, ob der Sturm auf die Bastille für dich das passende Ereignis für einen Nationalfeiertag ist. Q5 Sansculotten tragen ein Modell der Bastille Zeichnung von 1790/91. Solche Bastille-Modelle wurden bei Umzügen durch die Städte getragen. Zu den Sansculotten gehörten Handwerker, Krämer, Gastwirte, Tagelöhner, Marktfrauen und Wäscherinnen. Sie waren zum größten Teil Anhänger der Revolution. Lesetipps: Inge Ott: Freiheit! Sechs Freunde in den Wirren der Französischen Revolution, Stuttgart 2012 (Roman um sechs Freunde, die revolutionsbegeistert aus der Provinz kommen, um in Paris die Revolution mitzumachen.) N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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