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M3 Das Kloster als Grundherr Geistliche Grundherrschaften wie das Kloster Prüm im 9. Jahrhundert besaßen einige hundert Hof güter. Viele lagen 100 Kilometer und mehr vom Kloster entfernt. In den weit entlegenen Orten konnte der Abt die Dienste der Hörigen nicht immer genau kontrollieren. Daher waren die großen Klöster für die Bauern oft die angenehmeren Grundherren. 19 1. Wie funktioniert eine Grundherrschaft? Beschreibe die Aufgaben des Grundherrn, des Verwalters und der Hufenbauern (M1 und M2). 2. Berechne, wie viele Dienste und Abgaben die Bauern von Rommersheim zusammen leisten müssen (Q1). 3. Ein freier Bauer im Reich Karls des Großen überlegt, ob er sich mit seiner Familie einem Grundherrn unterstellen soll. Wie soll er sich entscheiden? Begründe. Q1 Hörige leisten Dienst und Abgaben Das Dorf Rommersheim gehörte zur Grundherrschaft des Klosters Prüm. Ein Güterverzeichnis aus dem 9. Jahrhundert nennt die Dienste und Abgaben der Hörigen: Es gibt in Rommersheim 30 ganze Hufen mit hörigen Bauern und 7 Hufen Herrenland. Widrad hat eine volle Hufe; er gibt als Zins ein Schwein im Wert von 20 Pfennigen1, 1 Pfund Garn, 3 Hühner, 18 Eier. Er leistet jährlich die Weinfuhre, im Mai und Oktober jeweils die Hälfte, und fährt 5 Wagenladungen von seinem Mist; er gibt 5 Bündel Rinden [für Fackeln], fährt 1 Klafter2 Holz, stellt Brot und Bier her. Jeder Hufenbauer liefert dem Kloster 50 Latten und tut im Wald bei den Schweinen eine Woche Hirtendienst, wenn er an der Reihe ist. Er bestellt drei Morgen3 Land das ganze Jahr hindurch, jede Woche drei Tage, fährt 5 Scheffel4 Getreide zum Kloster und leistet Wachdienst5. Er baut um die Erntefelder einen Zaun von 6 Ruten6 Länge und um das Weideland einen von 3 Ruten; er jätet eine Fläche im herrschaftlichen Garten; seine Frau muss Hosen [für die Mönche] nähen. Günther Franz (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes im Mittelalter, München 1967, S. 81-93 (vereinfacht und gekürzt) 1 Der Pfennig (oder „Denar“) ist eine kleine Silbermünze, Durchmesser ca. 2 cm. 2 Klafter: Raummaß für Holz: Es ist auf einer Fläche von ca. 4 m Länge und 2 m Breite aufgestapelt. 3 1 Morgen (Flächenmaß) ≈ 1 600 m2 = 16 a. 4 1 Scheffel (Hohlmaß) ≈ 50 Liter. 5 Das frisch geerntete Getreide muss vor Brand und Diebstahl bewacht werden. 6 1 Rute (Längenmaß) = 15 Fuß ≈ 5 m. 5 10 15 20 Arnheim Emmerich Münster Nimwegen Lüttich Aachen Köln (Düsseldorf) Bonn Koblenz Prüm TrierLuxemburg (Heidelberg) Mainz Frankfurt am Main Metz Saar Rh ein M ainM os el Lah n Ruhr Rhein M aa s Neckar Ems Besitz des Klosters Prüm (Ende des 9. Jahrhunderts) = spätere Städtegründung (Ort) 0 100 km M2 Grundherrschaftliches Dorf im frühen Mittelalter Modellzeichnung nach Ausgrabungen in Holzheim bei Fritzlar (Nordhessen). Im Vordergrund ist der stärker befestigte Herrenhof (Fronhof) zu erkennen. Hier mussten die Bau ern die Erträge des Herrenlandes und ihre Abgaben abliefern. Um den Herrenhof herum liegen die kleineren Höfe der hörigen Bauern. Am unteren Rand links ist als einziges Steingebäude die Kirche mit dem Friedhof abgebildet. Der steinerne Wohnturm im Hintergrund wurde erst später errichtet. Hier wohnte seit dem 11. Jahrhundert der Dienstmann, der das Dorf für den Grundherrn verwaltete. Internettipp: www.planet-schule.de (Bäuerliches Leben im Mittelalter) N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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