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45 Q3 Ecclesia (l.) und Synagoga (r.) Statuen am Südportal des Straßburger Münsters, ca. 1220/30 (Nachbildungen, die Origi nale befi nden sich im Museum). In vielen Kirchen wurden Christentum und Judentum als weibliche Figuren dargestellt: Ecclesia (lat.: Kirche) und Synagoga (die Synagoge = das Judentum). Die Synagoga hatte die Augen verbunden; dadurch wurden die Juden als „Blinde“ im Glauben dargestellt. 1. Erkläre die Bedeutung der Einzelheiten bei der Synagoga (Q3): Warum ist sie blind? Welche Haltung nimmt sie ein? Warum hält sie einen gebrochenen Stab? (Nimm auch das Internet zu Hilfe.) – Überlege, wie eine solche Darstellung auf Juden wirken könnte. 2. Recherchiere im Internet, in welchen Kirchen heute sonst noch Darstellungen von Ecclesia und Synagoga zu fi nden sind. 3. Erkläre, warum der Bischof von Speyer Juden in seiner Stadt aufgenommen hat (Q1). 4. Begründe, warum es für Juden attraktiv war, trotz der Zahlungen das Bürgerrecht zu erwerben (Q2). 5. Überlege, warum die öffentlichen jüdischen Gebäude eng beieinander liegen (M1). Suche das jüdische Viertel auf einem heutigen Stadtplan von Köln. Wo liegt der Dom? 6. Diskutiert die Problematik des Geldverleihs gegen Zinsen. Q2 Jüdische Mitbürger Eine Frankfurter Urkunde von 1379 legt die Pfl ichten eines jüdischen Bürgers fest: Der Frankfurter Rat nimmt Mose von Fritzlar, seine Frau und seine Kinder auf vier ganze Jahre gegen 24 Gulden jährlich – zu Martini (11. 11.) fällig – unter den üblichen Bedingungen als Bürger auf. Erwerben ihre Kinder eigenes Gut und wollen sie damit leihen, so haben sie mit dem Rate darüber zu verhandeln. Wer Ansprüche an sie hat, soll sie vor dem städtischen Gerichte erheben. Mose etc. soll dieselben Rechte und Freiheiten genießen, die vormals die Juden hier gehabt haben. An Zins darf er nicht mehr als 2 junge Heller wöchentlich1 nehmen. Den Juden wird gestattet, wenn sie es wünschen, ungehindert die Stadt zu verlassen. Internettipps: www.juedischegeschichte.de www.historia-universalis.de 5 10 15 Lesetipp: Mirjam Pressler: Shylocks Tochter, München 2005 (Roman in Anlehnung an Shakespears „Kaufmann von Venedig“ um die Tochter eines jüdischen Kaufmanns. Jessica lebt als Tochter im jüdischen Ghetto Venedigs und empfi ndet dieses als „Gefängnis“, als sie sich in einen Christen verliebt.) Q1 Das Judenprivileg von Speyer Bischof Rüdiger von Speyer gesteht den Juden im Jahr 1084 die folgenden Rechte zu: Als ich den Weiler Speyer zu einer Stadt gemacht habe, habe ich geglaubt, die Ehre unseres Ortes um ein Vielfaches zu vergrößern, wenn ich hier auch Juden ansammelte. Ich siedelte also die Versammelten außerhalb der Gemeinschaft und des Wohnbezirks der übrigen Bürger an. Jenen Ort also habe ich ihnen unter der Bedingung übergeben, dass sie jährlich dreieinhalb Pfund Speyerer Geldes zahlen. In der gesamten Stadt habe ich ihnen das Recht zugestanden, Gold und Silber frei zu tauschen und alles zu kaufen und zu verkaufen, was sie wünschen. Auch dies habe ich hinzugefügt, dass ein fremder Jude, der bei ihnen zu Gast ist, dort keinen Zoll1 zahlen muss. Schließlich [habe ich verfügt], dass wie der Stadtrichter unter den Bürgern so auch ihr Synagogenvorsteher über alle Klagen, die sie untereinander erheben oder die gegen sie erhoben werden, entscheiden soll. Ammen2 und gemietete Knechte können sie von den Unsrigen haben. Nach: J. H. Schoeps / H. Wallenborn (Hrsg.): Juden in Europa. Ihre Geschichte in Quellen, Bd.1, Darmstadt 2001, S. 120 f. 1 Zoll: Abgabe, die ein Händler für Waren zahlen musste, wenn er an einen anderen Ort kam 2 Amme: Frau, die für eine andere Frau deren neugeborenes Kind stillt 5 10 15 20 Nach: Isidor Kracauer: Urkundenbuch zur Geschichte der Juden in Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 1914, Nr. 281 1 Gemeint ist: für einen geliehenen Gulden = 288 junge Heller. Der Zinssatz pro Jahr beträgt dann ungefähr 36 Prozent. N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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