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49 M2 Moritz von Schwindt „Das Rosenwunder“ Wandgemälde in der Elisabethgalerie auf der Wartburg, 1854/55. Q2 Das Rosenwunder Über das angebliche Rosenwunder heißt es in einem Sagenbuch: Elisabeths Missgünstige äußerten sich nicht selten tadelnd gegen den Landgrafen, dass seine Gemahlin allzu viel verschenke, ja auch sich selbst zu viel vergebe durch den persönlichen Verkehr mit dem nicht sauberen, hungernden und lungernden Gesindel, und da geschah es, dass eines Morgens Elisabeth, wie sie gewohnt war zu tun, ein Körbchen mit Lebensmitteln tragend, aus der Burg schritt, und der Landgraf, der wohl schon gegen sie über ihre allzu große Freigiebigkeit sich missbilligend ausgesprochen haben mochte, zu ihr trat und nicht gerade freundlich fragte: „Was trägst du da?“ Erschrocken und zagend gab die edle Herrin zur Antwort: „Herr, Blumen!“ –„Ich will sie sehen, zeig her!“, rief der Landgraf und hob die Hülle vom Korbe. Und siehe, der Korb war übervoll Rosen. Der Landgraf stand staunend vor der Gemahlin und beschämt, und als später die Missgünstigsten aufs neue Klagen erhoben über die allzu großen Spenden der Frau Landgräfi n, so sprach er: „Lasset sie nur immerhin Almosen austeilen, da sie daran ihre Freude hat.“… Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. zitiert nach: http:// www.slm.uni-hamburg.de/ifg1/Personal/Schmidt-Knaebel/ Bechstein/Bechstein-Volkssagen-Thuer.html M1 Heutige Einschätzung Eine heutige Darstellung zeigt eine etwas andere Sicht auf das Leben der heiligen Elisabeth: (Ihr) Beichtvater1, Konrad von Marburg, hatte einen großen Einfl uss auf sie (…). Er gebot ihr zu fasten, sodass sie fast verhungerte. Er verbot ihr den Kontakt mit Freunden und bringt sie dazu, ihre Kinder abzugeben und mit ihm nach Marburg zu gehen. Er verwaltete auch ihr nicht unbeträchtliches Erbe. Elisabeth lässt alles mit sich geschehen und nimmt alle Strafen auf sich. Ihre Familie und ihre Verwandtschaft, auch ihr Mann, hatten Verständnis für sie und kümmerten sich um sie, versuchten wohl auch zu verhindern, dass sie sich zu Tode hungerte. Erst später wurde es oft so dargestellt, als sei sie von der Familie abgelehnt worden. Die Öffentlichkeit sah von Anfang an eine Heilige in Elisabeth und verehrte sie. Vielleicht war es genau das, warum sie sich selbst kasteite2 und ihr Geld verteilte. Möglicherwei5 10 15 20 5 10 15 20 25 30 se wollte sie vollkommen oder heilig werden. Vielleicht war sie aber auch willenlos, im Geiste verworren und ließ sich von ihrem Beichtvater für seine Zwecke benutzen. Auch dessen Motive sind nur noch Spekulationen. Vielleicht wollte er sie zu einer Heiligen machen, verehrte doch auch er Franz von Assisi, der gerade heiliggesprochen worden war. Sicher ist, dass Konrad von Marburg den Papst unmittelbar nach ihrem Tode bat, sie heilig zu sprechen, was auch ungewöhnlich schnell geschah. Der persönliche Schulservice Internet: www.School-Scout.de Geschichte: Frauen des Mittelalters M2022 1 Beichtvater: Ein Geistlicher, dem der gläubige Christ besonders vertraut und dem er seine Sünden „beichtet“. Von ihm lässt er sich auch in persönlichen Dingen beraten. 2 sich kasteien: sich (als Buße) selbst quälen 1. Beschreibe den Lebensweg der heiligen Elisabeth. 2. Erkläre die möglichen Ursachen der Schwierigkeiten für Elisabeth am Thüringer Landgrafenhof. 3. Erschließe aus dem Text Q2 die Haltung des Autors zu Elisabeth. 4. Vergleiche die Aussagen in M1 mit denen im Lehrbuchtext. Beurteile die Persönlichkeit Elisabeths und beantworte die Frage, ob solch ein Leben auch heute möglich wäre. Diskutiert diese Frage in der Klasse. 5. Überlege, wer sich heute bei uns um solche Kranke und Bedürftige wie in Bild Q1 kümmert. Internettipp: www.heiligenlexikon.de/ BiographienE/Elisabeth_von_ Thueringen.htm Lesetipp: Ursula Koch Elisabeth von Thüringen. Die Kraft der Liebe Brunnen Verlag, Gießen, 2008 Exkursionstipp: Wartburg (siehe auch S. 184/185) Die Elisabethgalerie von Moritz von Schwindt N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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