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510 15 20 5 5 10 1. Untersucht die Rolle des Offiziers in der wilhelminischen Gesellschaft (M 1 bis M 5). 2. Carl Zuckmayer hat in seinem Stück „Der Hauptmann von Köpenick“ und Heinrich Mann in seinem Roman „Der Untertan“ das geistige Klima der Wilhelminischen Zeit dargestellt. Informiert euch über die Werke, lest sie oder schaut euch die Verfilmungen an. 1 „Stolz jedes Deutschen …” In einem 1889 veröffentlichten Artikel des Militär-Wochenblatts heißt es: In keinem anderen Lande der Welt steht der Offiziersstand auf einer so hohen Stufe, nimmt er auf der Skala der mensch lichen Gesellschaft einen so hohen Rang, eine so angesehene und geachtete Stellung ein als in Deutschland […]. Wer den Offiziersstand zu dem seinigen macht, übernimmt damit auch die Pflichten desselben; macht die Anschauungen zu den seinen, die dem Stande innewohnen […]. Die dem Urgedanken des Offiziersstandes entstammenden Gesinnungen sind: dynastischer Sinn, unbedingte Treue gegen die Person des Monarchen, erhöhter Patrio tismus, Erhaltung des Bestehenden, Ver teidigung der seinem Schutze anvertrauten Rechte seines Königs und Be kämpfung vaterlandsloser, königsfeindlicher Gesin nung etc. Die erste Pflicht, die schönste Tugend im Strahlenkranze des Offiziers, zugleich die Grundbedingung seiner Existenz, ist die Treue. Gerhard A. Ritter (Hg.), Das Deutsche Kaiserreich 1871-1914. Ein historisches Lesebuch, Göttingen 51992, S. 92 4 „Abschied.“ Karikatur von Olaf Gulbransson aus dem „Simplicissimus“, 1910. Der Untertitel lautet: „… und dann müsst ihr bedenken, als Zivilis ten seid ihr hergekommen, und als Menschen geht ihr hier fort!“ 5 Kritik am Militarismus Der aus einer großbürgerlichen Bremer Kaufmannsfamilie stammende Historiker und Politiker Ludwig Quidde veröffentlichte 1893 eine Schrift über den Militarismus im Deutschen Reich: Besonders verderblich ist der Einfluss des Militarismus in dem eigentlichen Bürger tum, das seine Selbstständigkeit doch verhältnismäßig leicht bewahren könnte […]. Für die allgemeine Entwicklung unserer Zustände kann dieser fortschreitende Verfall unseres Bürgerstandes die bedenklichsten Folgen haben; denn es bleiben dann nur die beiden hasserfüllten Gegner übrig, auf der einen Seite der Militarismus mit seinem Gefolge, auf der anderen Seite der aufstrebende vierte Stand, als der allein ungebrochene Vertreter aller, die noch Freiheit schätzen […]. Die ganze Auffassung von Disziplin, von dem Unterordnungsverhältnis, das vom Befehlenden keine Rechenschaft fordert und dem Gehorchenden das Recht zur Kritik verweigert, diese ganze Auffassung, die für das bürgerliche und öffentliche Leben nicht zu brauchen ist, wird durch dieses Soldatenspielen in den Krieger vereinen genährt. Ludwig Quidde, Caligula. Schriften über Militarismus und Pazifismus. Mit einer Einleitung hrsg. von Hans-Ulrich Wehler, Frankfurt a. M. 1977, S. 102 f. 2 Matrosenanzüge. Werbung, um 1910. 3 Das preußische Hauptidol In Preußen durften Angehörige des Bürgertums mit höherer Schulbildung statt des normalen zweioder dreijährigen einen einjährigen Militärdienst ableisten. Nach Teilnahme an weiteren militärischen Übungen konnten die „Einjährig-Freiwilligen“ zu „Reserveoffizieren“ aufsteigen. Diese genossen in Preußen nicht zuletzt deshalb hohes Ansehen, weil der reguläre Offiziersstand noch weitgehend dem Adel vorbehalten war. Über die gesellschaftliche Stellung des Reserve offiziers schreibt Theodor Fontane einem Freund am 3. Oktober 1893: Jede Gesellschaftsklasse, jeder Hausstand hat ein bestimmtes Idol. Im Ganzen aber darf man sagen, es gibt in Preußen nur 6 Idole, und das Hauptidol, der Vitzliputzli* des preußischen Kultus, ist der Leutnant, der Reserveoffizier […]. Hätten Sie […] in eine bocksteife Professorenoder vor Hochmut platzende Künstlerfamilie hineingeheiratet, so würden Sie der Leutnantund Reserve-Offizier-Bewunderung glücklich entgangen sein, aber es hätten sich Übelstände herausgestellt, die gleich bedrücklich wären. Theodor Fontane, Briefe in zwei Bänden, ausgew. und erl. von Gotthard Erler, Bd. 2, Berlin 1980, S. 309 *Vitzliputzli: eine nach dem aztekischen Stammesgott Huitzilopochtli bezeichnete „Schreckgestalt“ 135 4743_129_144_q7.qxd 12.08.2016 8:06 Uhr Seite 135 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d e C .C .B uc hn er V er la gs | |
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