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Vermessung der Welt Mathematik und Geometrie wurden zu selbstständigen Wissenschaften, in denen es allgemeine und beweisbare Lehrsätze gab, wie etwa den „Satz des Thales“ oder den „Satz des Pythagoras“. Die Erkenntnisse in den Naturwissenschaften, vor allem in der Geometrie, förderten auch das Interesse der Menschen an ihrer nahen und fernen Umgebung. Dies äußerte sich im Streben nach immer exakterer Vermessung der Erde und Erkenntnissen über fremde Länder, Menschen und Lebensweisen. Durch astronomisch basierte Berechnung von Erdwinkeln ließen sich Erdradius und Erdumfang schätzen. Das Wissen über die Erde bereicherte auch die Erfahrungsberichte Reisender. Hekataios von Milet und andere Forschungsreisende dieser Zeit verfassten mehr oder weniger exakte Reisebeschreibungen, auf deren Grundlage Karten angelegt werden konnten. Schrittweise wurden damit Aussagen zum Verhältnis von Landund Wassermasse sowie zur Verteilung von Kontinenten und Ländern präziser. Der Geograf Klaudios Ptolemaios entwarf im 2. Jahrhundert n. Chr. eine erste realistische Weltkarte, die bereits auf einem Koordinatensystem von Längenund Breitengraden basierte und noch im Mittelalter genutzt wurde. Fragen kann gefährlich sein Dem Athener Sokrates wird der selbstironische Satz zugeschrieben: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Er beschäftigte sich nicht mehr überwiegend mit naturwissenschaftlichen Fragen, sondern er wollte wissen: Wie kann der Mensch die Wahrheit erkennen? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Was ist gut oder böse? Dazu stellte er in Gesprächen mit seinen Schülern und Mitbürgern unablässig bohrende und unbequeme Fragen und gab sich nicht mit einfachen Antworten oder Denkgewohnheiten zufrieden. Durch dieses systematische Denken in Form von Nachfragen wurde er zum wohl bedeutsamsten Anreger der europäischen Philosophie. Da Sokrates und andere Philosophen des 5. und 4. Jahrhunderts v. Chr. gewohnte Sitten und religiöse Bräuche infrage stellten und damit auch den Mächtigen und Einfl ussreichen unbequem wurden, kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des alten Glaubens und den Befürwortern der „logischen“ Sichtweise. Sokrates wurde wegen „Gottlosigkeit“ und „Verführung der Jugend“ zum Tode verurteilt. Er nahm das Urteil an und lehnte es ab zu fl iehen. Orientierung an der Erfahrung, genaue Beobachtung (Empirie), Überprüfung aller Traditionen durch die Vernunft (Rationalität) und schonungslose Diskussion und Abwägung verschiedener Auffassungen (Diskurs) haben die gesamte abendländische Geistesgeschichte geprägt und bilden daher die frühen Grundlagen europäischen Denkens. u Karte nach Hekataios von Milet, um 500 v. Chr. Rekonstruktionsversuch von Jörg-Peter Röhl, 2000 (vereinfacht). Die Karte entstand nach Angaben aus dem überlieferten Werk von Hekataios. Er zeigt die Erde als eine von einem Ozean umfl ossene Scheibe und teilt die bewohnte, durch Küstenumrisse gekennzeichnete Landmasse in einen nördlichen und einen südlichen Teil. Sokrates (427 399 v. Chr.): griechischer Philosoph aus Athen. Er philosophierte im Gespräch (Dialog) und hinterließ keine Schriften. Seinem Schüler Platon sind die Informationen über seine Lehre zu verdanken. Sokrates wurde wegen seines radikalen philosophischen Fragens von vielen Athenern abgelehnt. Hekataios von Milet (ca. 560 etwa 485/475 v. Chr.): Geschichtsschreiber und Geograf. Er verfasste eine Reisebeschreibung der ihm bekannten Erde. Mit seinem Werk Genealogiai, dem ältesten erhaltenen griechischen Geschichtsbuch, steht er am Beginn der Geschichtsschreibung. Klaudios Ptolemaios, lat. Claudius Ptolemaeus (um 100 bis 178 n. Chr.): griechischer Mathematiker, Geograf, Astronom, Astrologe und Philosoph. Mit seiner Erdkarte legte er den Grundstein der Kartografi e. Er fasste das geozentrische Weltbild seiner Zeit zusammen und gilt damit als bedeutendster Astronom des Altertums. 11Antike Grundlagen europäischen Denkens im Überblick Nu zu P rü fzw ec ke n E ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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