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Die Idee des Gesellschaftsvertrages Die Begründer der modernen Staatslehre gingen von der Annahme aus, dass alle Menschen ein Recht auf persönliche Freiheit, Unversehrtheit von Leib und Leben und auf Eigentum besitzen. Solche Gedanken sind bereits bei mittelalterlichen Theologen zu fi nden, die als Quelle dieser Rechte Gott ansahen. Die rationalistischen und aufklärerischen Denker lösten sich jedoch zunehmend von der theologischen Herleitung und erklärten diese Rechte als naturgegeben. Um sich und diese natürlichen Rechte zu sichern, bilden die Menschen Gemeinschaften. Dazu schließen sie einen (gedachten) „Vertrag“ ab, einen sogenannten Gesellschaftsvertrag. Dieses Vertragsdenken wurzelt in alten Traditionen, denn auch die Wahlkapitulationen waren Herrschaftsverträge, in denen die Rechte der Beherrschten gesichert wurden. Aber der Gedanke des Gesellschaftsvertrages geht weiter: In ihm ist festgelegt, wer „staatliche“ Herrschaft ausübt, das heißt, wer in der Gemeinschaft die erforderlichen Gesetze zum Schutz von Leben und Eigentum erlässt und wer über die Einhaltung dieser Gesetze wacht. Eine der Hauptströmungen des Rationalismus vertrat die Vorstellung, dass politische Gemeinwesen als freiwilliger Zusammenschluss von Individuen entstehen. In dieser Vorstellung erkannte sich das Bürgertum wieder, dem die relativ starre Sozialstruktur der ständischen Gesellschaft wenig Raum für gesellschaftlichen Aufstieg und politische Einfl ussnahme ließ. Freier Erwerb und Sicherung von Eigentum bei Entfaltung aller seiner Fähigkeiten – so stellte sich das bürgerliche Denken den Zweck des Gesellschaftsvertrages vor. i Der Salon von Madame Geoffrin. Gemälde von Gabriel Lemonnier, nach 1804. Im Pariser Salon von MarieThérèse Geoffrin (rechts im grauen Kleid mit schwarzer Haube) trafen sich Adlige und Bürgerliche, Christen und Juden, Gelehrte, Schriftsteller und Kaufl eute aus dem Inund Ausland, um über Kunst, Literatur, Philosophie, Religion, Politik und Ökonomie zu diskutieren. An der hinteren Wand des Salons ist die Büste des Philosophen und Dichters Voltaire aufgestellt, der als der bedeutendste französische Aufklärer gilt. 39Wandel des Denkens durch die Aufklärung Nu zu P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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