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169 5 10 15 20 5 10 15 20 Q2 „Volksempfi nden“ Ein Leserbrief von 1967: Wir, die arbeitende Bevölkerung, haben es satt, uns von den dummen Jungen, die erst einmal hinter den Ohren trocken werden sollen, terrorisieren zu lassen. Wann greift die Polizei endlich mit einem harten Besen durch? Diese Lümmel, die auf Kosten der Steuerzahler ein nicht gerade schlechtes Leben führen, sollte man einmal für ein Jahr ins Arbeitshaus sperren, damit sie wieder zur Vernunft kommen. [...] Sie [die Stu denten] sind nichts, sie haben nichts (außer einem wirren Kopf) und wollen uns beibringen, was Demokratie ist. Ich habe in der Bekanntschaft einen Studenten, der am Sonnabend auch seinen Mund groß aufmachen musste. Er will Lehrer werden. Gott behüte meine Kinder vor solchen Pädago gen. Kai Hermann: Die Revolte der Studenten, Hamburg 1967, S. 133 1. Ordne die Ziele und Proteste der „1968er“ nach Gruppen (Q1, Q3, Q4, Verfassertext). 2. Gestaltet Plakate mit Parolen, die für die Ziele der „68er“ werben. 3. Verfasse eine Antwort auf den Leserbrief (Q2) aus der Sicht eines politisch aktiven Studenten. 4. Das Foto des toten Benno Ohnesorg (Q5) ging um die Welt. Erkläre, warum es so berühmt werden konnte. 5. Interviewe deine Großeltern, wie sie „1968er“ erlebt haben. Berichte anschließend der Klasse. 6. Joschka Fischer war von 1998 bis 2005 deutscher Außenminister. Als junger Mensch hat er an „1968er“-Demonstrationen teilgenommen. Er sagte: „Wir wurden verdroschen, aber wir haben auch kräftig ausgeteilt. Ich habe da nie etwas verschwiegen.“ Diskutiert darüber, ob jemand, der sich an gewaltsamen Auseinandersetzungen beteiligt hat, einen hohes politisches Amt bekommen darf. Q5 Benno Ohnesorg Bild vom 2. Juni 1967. Das Foto zeigt den von einem Polizisten erschossenen Studenten Benno Ohnesorg und eine Studentin, die zu Hilfe geeilt ist. Internettipp: www.bpb.de/themen/ UEZYL5,0,Die_68erBewegung. html Lesetipp: Friedrich Christian Delius: Amerikahaus und der Tanz der Frauen, Frankfurt a. M. 1999 (Anspruchsvolle Erzählung über einen jungen Studenten, der aus einem hessischen Dorf nach Berlin kommt und dort in die ersten Studentenproteste gerät) Q4 Generationskonfl ikte in der Familie Die Autorin Sabine Bode berichtet über ihre Jugend in den 1960er-Jahren: In vielen Familien liefen die Generationskonfl ikte verblüffend gleichförmig ab. Es war kein Witz, sondern eines Vaters tiefer Ernst, wenn er beim Abendbrot die Worte ausstieß: „Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst …“ Was dann folgte, war eine Anordnung in der Art: „… wirst du dir die Haare schneiden lassen“ (zum Sohn). „… bist du pünktlich um Mitternacht zu Hause“ (zur Tochter). „… nimmst du an keiner Demonstration teil“ (zu beiden). Was einem drohte, wenn man nicht gehorchte, musste er gar nicht erst aussprechen. Dann gab es kein Geld mehr. Für mich war es eine leere Drohung, ich brauchte sein Geld nicht, weshalb er seine Autorität mit dem Satz untermauerte: „Wenn es dir nicht passt, dann geh doch nach drüben!“ Unter solchen Bedingungen ist es leicht, Nestfl üchter zu werden. Sabine Bode: Die deutsche Krankheit – German Angst, München 22008, S. 129 Q3 Kommune 1 in Berlin Foto von 1968. Die Wohngemeinschaft bildeten sechs Männer und drei Frauen. Sie war eine Alternative zur Kleinfamilie und bestand von Januar 1967 bis November 1969. 30003_1_1_2015_124_203_kap03.indd 169 05.02.15 08:33 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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