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197 5 10 15 M1 Ein großer Sprung? Die Folgen des Großen Sprungs fasst der Journalist Gabor Steingart zusammen: Die Menschen in den Dörfern lieferten, was sie eigentlich zum Leben brauchten. Sie hungerten, sie magerten ab und schließlich starben sie. Wo immer sie gerade standen, brachen die ausgemergelten Gestalten zusammen, auf dem Weg zum Wochenmarkt, des Nachts am Hochofen [in den Stahlbetrieben], auf den Feldern. Ein Massensterben setzte ein, das in den Zeitungen Chinas keinerlei Erwähnung fand und auch dem Westen zunächst verborgen blieb. Bis zu 40 Millionen Chinesen, so die aktuelle westliche Schätzung, bezahlten den Großen Sprung des Großen Vorsitzenden1 mit ihrem Leben. Es war die größte von Menschhand verursachte Hungersnot in der Ge schichte. Gabor Steingart: Weltkrieg um Wohlstand, München 2006, S. 120 1 So ließ sich Mao Zedong nennen. Q2 Das Programm der „Roten Garden“ Als „Rote Garden“ bezeichnen sich die Schüler und Studenten, die die „Kulturrevolution“ organisieren. Ihr Programm wird am 23. August 1966 veröffentlicht. 1. Jeder Bürger soll manuelle Arbeit [Handarbeit] verrichten. 2. In allen Kinos, Theatern, Buchhandlungen, Omnibussen usw. müssen Bilder Mao Zedongs aufgehängt werden. 3. Überall müssen Zitate Mao Zedongs anstelle der bis herigen Neonreklamen angebracht werden […]. 4. Die alten Gewohnheiten müssen verschwinden. […] 7. Luxusrestaurants und Taxis haben zu verschwinden. 8. Die privaten finanziellen Gewinne sowie die Mieten müssen dem Staat abgegeben werden. […] 12. In allen Straßen sollen Lautsprecher aufgestellt wer den, um der Bevölkerung Verhaltensmaßregeln zu ver mitteln. 13. Die Lehre Mao Zedongs muss schon im Kindergarten verbreitet werden. […] 23. Bücher, die nicht das Denken Mao Zedongs wieder geben, müssen verbrannt werden. Archiv der Gegenwart, XXXVI. Jg. (1966), S. 12672 1. Erstelle eine Mindmap zum Thema China. 2. Verfasse den Tagebucheintrag einer chinesischen Bäuerin während des „Großen Sprungs“ (M1). 3. Übertrage die Zahlen aus M2 in ein Kurvendiagramm. Erkläre anschließend die Folgen des starken Bevölkerungsanstieges. 4. Um den starken Bevölkerungsanstieg zu verlangsamen, beschloss die Kommunistische Partei die sogenannte Ein-Kind-Politik. Ehepaare dürfen in der Regel nur ein Kind haben. Erörtert, ob es richtig ist, dass sich der Staat so stark in die Familienplanung einmischt. 5. Die Wirtschaft hat in China große Freiheiten. Politisch duldet die kommunistische Partei aber keine Opposition (Q3). Nennt Bereiche, in denen dieser Gegensatz zu Problemen führen kann. 6. Beurteile, ob man in China Denkmäler für Mao Zedong haben sollte. M2 Die Bevölkerung Chinas 1950-2011 Angaben in Millionen. Internettipp: www.planet-wissen.de/ laender_leute/china/ index.jsp Jahr Bevölkerung Mitglieder der KPCh 1950 590 3,0 (1948) 1960 660 13,0 1965 725 keine Angaben 1970 830 keine Angaben 1975 925 35,0 (1977) 1980 990 keine Angaben 1985 1 060 keine Angaben 1990 1 145 keine Angaben 1995 1 210 54,0 (1994) 2000 1 280 64,0 (2002) 2006 1 311 keine Angaben 2011 1 344 keine Angaben 2030 1 500 1 ? Q3 „Himmlischer Frieden“ Foto vom 3. Juni 1989. Vor allem Studenten demonstrierten am 3./4. Juni 1989 auf dem „Platz des Himmlischen Friedens“ in Peking für die Einhaltung der Grundund Menschenrechte sowie mehr Demokratie. Das Militär beendete die Proteste gewaltsam. Ca. 3 000 Menschen starben, viele weitere fl ohen ins Ausland (siehe S. 176). Lesetipp: Susanne Hornfeck: Ina aus China, München 2007 (Roman, der rückblickend aus dem Jahr 1955 die Geschichte von Yinna oder Ina erzählt. Sie wurde 1937 von ihrem Vater aus Angst vor dem Krieg mit Japan nach Deutschland gebracht. Dort muss sie ab 1939 einen ganz anderen Krieg erleben.) 1 Schätzung 30003_1_1_2015_124_203_kap03.indd 197 05.02.15 08:34 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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