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41 5 10 15 5 10 Q2 Weltstadt Berlin Der Schriftsteller Leonhard Frank (1882-1961) beschreibt das Leben in Berlin: Damals war die schöne Zeit. Von den Nachwirkungen des verlorenen Krieges war nichts mehr zu spüren. Die Wirtschaftsverhältnisse hätten nicht besser sein können, wenn Deutschland den Krieg gewonnen haben würde. […] Diese Zeit war der Beweis dafür, dass Wirtschaftskraft und -aufstieg auch das geistige und künstlerische Schaffen befruchten. Selbst der junge Maler hungerte nicht mehr, er malte nicht nur, er verkaufte. […] Die Bücherproduktion war größer als je. […] Theater, Oper, Konzertsäle waren überfüllt. Europäische Künstler, aus Paris, London, Rom, die nach Berlin kamen, waren begeistert und wollten nicht mehr fort. Die Luft in Berlin war elektrisch geladen. Leonhard Frank: Links wo das Herz ist, München 1963, S. 113 f. Q3 Angelegenheit der „Neureichen“ Ein Angehöriger der Arbeiterbewegung beschreibt die Zeit aus seiner Sicht: Von der kulturellen Metropole1 Europas merkten wir im Norden Berlins wenig. Die „goldenen zwanziger Jahre“ fanden in den Theaterzentren, Galerien2 und feinen Restaurants statt, waren eine Angelegenheit sensationeller Bälle und Galas3 der Neureichen, der Nachtlokale und Künstler-Cafés der Bohème4 […]. Die große Masse verstand die Avantgardisten5 nicht, die anklagen, aufrütteln wollten. […] Den Kulturbedarf der breiten Masse befriedigten das Radio, der neue Unterhaltungsfi lm, die Trivialliteratur6 sowie Revuen und Tanzlokale. Heinrich August Winkler und Alexander Cammann (Hrsg.): Weimar. Ein Lesebuch zur deutschen Geschichte 1918-1933, München 1997, S. 146 f. 1 Metropole: Hauptstadt, Weltstadt 2 Galerie: Kunsthandlung 3 Gala: Festlichkeit 4 Bohème: Künstler 5 Avantgardist: Vorkämpfer einer neuen Kunstrichtung 6 Trivialliteratur: einfache Unterhaltungsliteratur 1. Benenne die kulturellen Einfl üsse, die in den 1920er-Jahren von außen Deutschland erreichten und die von hier aus in die Welt gingen. 2. Erläutere die Merkmale, die die Zeit als „Goldene Zwanziger“ charakterisieren. 3. Erkläre den Zusammenhang zwischen politisch-wirtschaftlichem Aufschwung und wissenschaftlich-kulturellen Erfolgen. 4. Erläutere, weshalb die Kunst der „Neuen Sachlichkeit“ und der Bauhausstil als politische Kunst verstanden werden können. 5. Informiert euch im Internet über Merkmale des Bauhausstils und sammelt aus Zeitschriften, Möbelund Warenkatalogen sowie aus Belegen im Netz Beispiele für das Weiterwirken dieser Stilrichtung. 6. Diskutiert, ob die Bezeichnung „Goldene Zwanziger“ zur Charakterisierung dieser Zeit beibehalten werden kann und sollte. Q5 Stahlrohrsessel Design von Marcel Breuer, 1926. 5 Q4 Gegen „geistige Entartung“ Der damals bekannte Statistiker Richard Korherr (vgl. S. 39, Q3) kritisiert moderne Entwicklungen: Der Zug der Zersetzung geht durch den Großteil der Berliner Bühnenstücke1, durch Filme, Romane, durch alles, was dieser Berliner Geist erzeugt […]. Diese erbärmliche Literatur, diese fratzenhafte Kunst, die Verniggerung, der Kampf gegen Religion und Volk und alles Heilige in unserer Kultur, die Verhöhnung jedes Ideals: das alles ist ein Ausdruck geistiger Entartung […]. Richard Korherr: Berlin. Die neue Weltstadt, in: Süddeutsche Monatshefte, Jg. XXVII (1929/30), S. 410 1 Bühnenstück: Theaterstück Lesetipp: Jason Lutes: Berlin. Steinerne Stadt, Hamburg 2004 (Comic, der in ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Bildern die Geschichte der Kunststudentin Marthe Müller erzählt. Sie geht 1928 nach Berlin, um die kulturelle Vielfalt der Stadt zu erleben, wird aber mit sozialem Elend, aufkommendem Nationalsozialismus und Straßenkämpfen konfrontiert.) Internettipps: www.daserste.de/zwanziger jahre/default.asp Zum Bauhaus siehe www.bauhaus.de und www.bauhaus-dessau.de 30003_1_1_2015_008_059_kap01.indd 41 05.02.15 08:22 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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