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83 Q4 Arisierung einer jüdischen Firma Anzeige aus der Thüringer Allgemeinen vom 3. Oktober 1933. 1. Die Fotografi e in Q1 zeigt die zerstörte Synagoge am Kartäuserring (heute Juri-Gagarin-Ring). Informiere dich mithilfe des Internettipps über die Geschichte dieses Bauwerkes. 2. Setze dich kritisch mit dem Zeitungsbericht (Q3) auseinander. Worin zeigen sich Widersprüche zum Inhalt des Fernschreibens (Q2)? 3. Stelle mithilfe von Q4 und des Verfassertextes fest, was mit dem Begriff „Arisierung“ gemeint ist. 4. Verfasst ein Rollenspiel, in dem ihr deutsche Juden in der Zeit des Nationalsozialismus diskutieren lasst, ob sie Deutschland verlassen sollen. Anregungen dazu könnt ihr im Verfassertext fi nden. 5. Trage die Ereignisse zusammen, die sich im Deutschland des 20. Jahrhunderts an einem 9. November abspielten. Erläutere, warum dieses Datum auch als der „Schicksalstag der Deutschen“ bezeichnet wird. Q2 Ein Fernschreiben Am 9. November 1938 ergeht folgendes Fernschreiben des Geheimen Staatspolizeiamtes an alle Leiter oder Stellvertreter der Staatspolizeistellen des Reiches: 1. Es werden in kürzester Frist in ganz Deutschland Aktio nen gegen Juden, insbesondere gegen Synagogen, stattfi nden. Sie sind nicht zu stören. Jedoch ist im Benehmen mit der Ordnungspolizei sicherzustellen, dass Plünderungen und sonstige besondere Ausschreitungen unterbunden werden können. […] 3. Es ist vorzubereiten die Festnahme von etwa 20 30 000 Juden im Reiche. Es sind auszuwählen vor allem vermögende Juden. Nähere Anordnungen ergehen noch im Laufe dieser Nacht. […] 4. […] Zu den Gesamtaktionen können herangezogen werden Verfügungstruppen der SS sowie Allgemeine SS. Durch entsprechende Maßnahmen ist die Führung der Aktionen durch die Stapo [Staatspolizei] auf jeden Fall sicherzustellen. Zitiert nach: Reinhard Rürup (Hrsg.): Topographie des Terrors. Gestapo, SS und Reichs sicherheitshauptamt auf dem „PrinzAlbrecht-Gelände“. Eine Dokumen tation, Berlin 122000, S. 114 f. 5 10 15 Q3 Zeitungsbericht über den Novemberpogrom Das „Frankfurter Volksblatt“ berichtet am 11. November 1938: Auf die erschütternde Meldung hin vom Ableben des durch feigen und hinterhältigen Anschlages schwer verletzten Gesandtschaftsrats vom Rath bemächtigte sich gestern Morgen der Frankfurter Bevölkerung eine derartige Erregung, dass sich die ganze Stadt einmütig zu einer spontanen Kundgebung gegen die Juden zusammenfand. […] Durch Zerstörung von Ladeneinrichtungen und Geschäftsfassaden machte sich die Bevölkerung ihrer Empörung Luft. Es war eine Antwort auf die abscheulichen und niederträchtigen Angriffe jüdischer Elemente auf deutsches Leben. […] Die Stadtmitte, die von jeher begehrter Platz der jüdischen Geschäftswelt war, so wie die großen Geschäftsstraßen Kaiserstraße, Goethestraße und Zeil waren schon kurz nach Geschäftseröffnung von einer großen erregten Menge erfüllt; in Rufen und Sprechchören forderten sie Rache für den Meuchelmord und 5 10 15 20 die Entfernung der Juden aus Deutschland. […] Auch gegen die Synagogen richteten sich die Demonstrationen der inzwischen auf zehntausende empörter Volksgenossen angewachsenen Menge. Gebäudeteile und Inneneinrichtungen wurden beschädigt oder zerstört. Sämtliche Frankfurter Synagogen fielen der allgemeinen und von allen Bevölkerungsschichten getragenen mitreißenden Kundgebung zum Opfer. Wolfgang Wippermann: Das Leben in Frankfurt zur NS-Zeit, Bd. 1: Die nationalsozialistische Judenverfolgung, Frankfurt a. M. 1986, S. 201 25 30 u Geschichte In Clips: Zur Reichspogromnacht siehe Clip-Code 30003-04 Lesetipps: Inge Auerbach: Ich bin ein Stern, Weinheim und Basel 2012 (Autobiografi sche Erzählung einer Holocaust-Überlebenden, die über ihre Kindheit und Jugend zwischen der Reichspogromnacht und ihrer Befreiung aus dem KZ berichtet) Rainer M. Schröder: Die lange Reise des Jakob Stern, München 2006 (Der 15-jährige Jakob kann zwar 1939 mit einem der letzten Kindertransporte Deutschland verlassen, erlebt aber aufgrund des Kriegsausbruchs eine lange und gefährliche Odyssee.) Internettipp: http://juedisches-leben. erfurt.de/jl/de/19jh/gsyngoge/index.html (Informationsmaterial über die Geschichte der Großen Synagoge in Erfurt) 30003_1_1_2015_060_123_kap02.indd 83 05.02.15 07:54 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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