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7Vorwort Dass die Regierungszeit des Augustus als sagenhafte Epoche des Friedens (pax Augusta), ja als Goldenes Zeitalter in die Geschichte eingegangen ist, geht auf seine Fähigkeit zurück, die historische Situation richtig einzuschätzen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Materieller Wiederaufbau des bürgerkriegsgeschädigten Landes Die Verfügungsgewalt über das reiche Ägypten als kaiserliche Provinz hatte Augustus aller finanziellen Sorgen enthoben. Regelmäßige Geldund Getreidespenden aus seinem Privatvermögen linderten die Not breiter Bevölkerungsschichten und sicherten ihm die Loyalität der plebs. Das Problem, dass hunderttausende Soldaten der Bürgerkriegsarmeen unversorgt waren und so zum potentiellen Unruheherd in den Händen eines politischen Aufrührers hätten werden können, löste der Princeps, indem er den Veteranen Ackerland bzw. Geld aus einem Militärfonds anwies und ihnen so eine neue Existenzgrundlage gab. So sorgte er für die Wiedereingliederung der Soldaten in die zivile Ordnung des römischen Staates. Damit erreichte er, was den Senatoren der Republik nicht gelungen war: Die Ausschaltung des Militärs als manipulierbarer Risikofaktor in der Politik. Nicht zuletzt hatte ihm die Veteranenversorgung eine weitere dankbare Klientel und Machtbasis geschaffen. Großangelegte Bauprogramme in Rom und ganz Italien brachten viele Menschen in Lohn und Brot und verbesserten die Infrastruktur mit neuen Straßen, Aquädukten und repräsentativen Staatsbauten. Volksvergnügungen wie Gladiatorenspiele, Tierhetzen und Seeschlachten vervollständigten das Bild des Wohltäters Augustus bei der Masse. Ideeller Überbau des augusteischen Staates Augustus reformierte den Staat aber auch von innen heraus. Seine Sittengesetzgebung diente dazu, die in der Beamtenschaft der späten Republik weit verbreitete Bestechlichkeit zu beseitigen und eine verlässliche Reichsverwaltung aufzubauen, die eine ordnungsgemäße und gerechte Besteuerung für alle gewährleistete. Zudem sollte der private Luxus beschränkt werden. Die Ehegesetzgebung sollte einerseits der sexuellen Freizügigkeit der Oberschicht entgegenwirken, andererseits für größeren Nachwuchs sorgen. So wurden das Vererbungsrecht für Unverheiratete eingeschränkt und Karrierevorteile für kinderreiche Beamte gewährt. Mit einer großangelegten religiösen Erneuerung durch den Wiederaufbau verfallener Tempel und die Wiederbelebung alter Priesterschaften versuchte Augustus, altrömische Frömmigkeit und tradierte Werte neu aufleben zu lassen. Seine Kunst war es, die neue Staatsform im Gewand des gewohnten Alten (mos maiorum) auftreten zu lassen und ihr so die nötige Akzeptanz zu sichern. Dazu trug auch die Propagierung der Idee eines Goldenen Zeitalters bei: Unter Gott Saturn soll es in mythischer Frühzeit eine Art Paradies des Friedens und einfachen, bescheidenen und frommen Lebens auf dem Lande gegeben haben, aus dem die Menschen in ein Eisernes Zeitalter der Habgier und des Krieges vertrieben worden waren. Leicht erkannten die Zeitgenossen nach dem verheerenden Bürgerkriegsjahrhundert die Parallele. Und so griffen sie dankbar die Idee einer unter Augustus wiedergeborenen aurea aetas auf, an deren Gestaltung sie tatkräftig mitwirken wollten. Flankiert wurde dies durch eine kluge Kulturförderung, die Augustus seinem Vertrauten Mäcenas in die Hände legte: Dieser Mann entdeckte und förderte dichterische Talente wie Vergil und Horaz und konnte sie in einer Mischung aus Liebenswürdigkeit und Großzügigkeit dafür gewinnen, augusteische Wertvorstellungen und Ideale in ihren literarischen Werken aufzugreifen (➙ GW, S. 135). Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C. C. B ch ne r V er la gs | |
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