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5Vorwort ieses Buch beschäftigt sich mit einer der spannendsten Phasen der römischen Geschichte: Dem Übergang von der Republik zur Kaiserzeit. Nach einem halben Jahrtausend republikanischer Freiheit und einer Art Demokratie, die zwischen Senat und Volk stets neu ausgehandelt wurde, begann mit Augustus die Epoche kaiserlicher Alleinherrschaft. Dieser spannungsreiche Umbruch der Staatsver fassung spiegelt sich in der Literatur dieser Zeit und es scheint, dass Krisenzeiten ein günstiger Nährboden für große Begabungen sind: Denn die Autoren und Werke, die Sie hier lesen werden, gehören zum Besten, was die römische Literatur hervorgebracht hat. Cicero (106–43 v. Chr.) kennen Sie bereits als Red ner, Rechtsanwalt, Philosophen und Staatslenker, der während seines Konsulats 63 v. Chr. die Verschwörung Catilinas niederschlug. Als großen Staatsdenker werden Sie ihn in diesem Buch erleben: Mit seiner in der Spätphase der Republik verfassten Schrift De re publica schuf er das römische Gegenstück zu den Staatstheorien der griechischen Philosophen Platon und Aristoteles. Vergil (70–19 v. Chr.) gilt als einer der bedeutendsten römischen Dichter: Sein Hauptwerk, die Äneis, stieg unmittelbar nach ihrer Ver öffentlichung in den Rang des Nationalepos auf und wurde im gesamten Imperium zur verpflichtenden Schullektüre. Denn Vergil hatte das Kunststück fertiggebracht, die Anfänge Roms und Roms Aufstieg zur Weltmacht als göttlich gewollte Entwicklung darzustellen, die in der mythischen Vorzeit des Trojanischen Krieges beginnend in augusteischer Gegenwart ihre Vollendung fand. In genialer Weise spannt Vergil den Bogen vom mythischen Gründervater Roms Äneas bis zur historischen Gestalt des Augustus, der seiner Zeit als Neubegründer römischer Herrlichkeit galt. Horaz (65–8 v. Chr.) kennen Sie bisher als Verfasser geistreicher Satiren. Nun lernen Sie sein lyrisches Werk, die Oden, kennen. In diesen sprachlich und stilistisch ausgefeilten Gedichten behandelt Horaz Themen aus allen Lebensbereichen: Liebe, Freundschaft, Schönheit der Natur sowie Fragen der richtigen Lebensgestaltung. In seiner späten Lyrik lobt er die Lebensleistung des Augustus und die Segnungen der Pax Augusta. Livius (59 v. Chr.–17 n. Chr.) war wie Cicero glühender Anhänger der alten Republik. Auch wenn mit Augustus nun ein Alleinherrscher regierte, war Livius doch beeindruckt davon, wie dem Kaiser das Paradox gelang, den Staat durch Rückgriff auf die Vergangenheit zu erneuern. In seinem Geschichtswerk stellt Livius die Geschichte Roms von den mythischen Anfängen unter Romulus bis in seine Gegenwart dar. Dabei wird die frühe römische Republik mit ihren Helden, Taten und Werten in den wärmsten Farben gemalt – nicht als Gegenentwurf, sondern als Vorbild für die augusteische Gegenwart: In diesem idealisierten Sittengemälde verkörpern große Persönlichkeiten römische Wertvorstellungen und sollen den Zeitgenossen als beispielgebende Rollenvorbilder erscheinen. Weit über seine Zeit hinaus galt und gilt Livius als Meister dramatischer Darstellung, als Muster packender Erzählkunst. Ovid (43 v. Chr.–um 17 n. Chr.) hatte aufgrund seiner späten Geburt das Glück, die Härten des Bürgerkrieges nicht in dem Maße miterleben zu müssen wie Vergil und Horaz. Während diese beiden in Augustus v.a. den Friedensbringer ehrten, ging Ovid in seiner Dichtung kritischer mit dem Princeps um, was letztlich zu seiner Verbannung führte. Aus dem Exilort Tomi heraus versuchte Ovid mit seinen Tristia (Klageliedern) die Rückkehr nach Rom zu erreichen. D Nu r z P rü fzw ec ke n Ei ge nt u de s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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