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2 Andrea del Verrocchio: David, vor 1469 Bronze, 126 cm, Museo Nazionale del Bargello, Florenz Entspannung befi nden. Dadurch entsteht eine Skulptur, die im Raum wirken kann. Der antike Einfl uss spiegelt sich auch in Donatellos Idee, den christlichen Helden nackt ins Feld ziehen zu lassen – anders als es die Bibel erzählt, anders als es die Bilder überliefern. Warum hat Donatello die Nacktheit des antiken Helden zum Vorbild des christlichen Hirten gewählt? Wollte er seine Gelehrtheit und sein Können unter Beweis stellen? Auch. Aber das ist nicht alles: Die Nacktheit Davids verkörpert das Ideal, das göttliche Prinzip, das Gute, das über das Böse siegt. Hier verschmilzt die antike Form mit der christlichen Botschaft. Donatello ging noch weiter: Weich und glatt, geradezu sinnlich schmiegt sich die Haut um den Brustkorb des Hirten David, Hut und Sandalen wirken beinahe anzüglich: Hier zeigt sich die Figur mehr als schöner Knabe denn muskulöser Athlet. Und das gesenkte Haupt? Es passt genauso wenig zur Vorstellung des siegreichen Helden wie der verschämte Blick aus dem Schatten der Hutkrempe. Alles zusammen gibt der Figur etwas Intimes, Heimliches, Selbstzufriedenes und drängt den Betrachter in die Rolle des Voyeurs. Wer traut diesem verträumten Knaben die Enthauptung eines Riesen zu? Oder offenbart sich gerade in diesem scheinbaren Widerspruch die wahre Natur Gottes? Biblischer Held als Sieger: Verrocchio Zwanzig Jahre später erhielt der Florentiner Bildhauer Andrea del Verrocchio (1435 1488) auch den Auftrag, die Skulptur eines David in Bronze zu gießen, ebenfalls im Namen der Medici. Der ursprüngliche Aufstellungsort dieser Skulptur ist unbekannt, Ende der 1470er-Jahre gelangte sie in den Palazzo Vecchio, dem Stadtpalast der Republik von Florenz. Um gut 30 cm kleiner ist Verrocchios Bronzeskulptur, die ebenfalls für eine freie Aufstellung in einem Raum gedacht ist (Abb. 2). Auch Verrocchio nahm sich die Antike zum Vorbild, benutzte Kontrapost und Körperlichkeit, um seiner Auffassung des biblischen Helden Ausdruck zu verleihen. Aber damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten beider Bildhauer: Während Donatello den Kontrapost für die lässige Pose nutzt, entfaltet Verrocchios David im Kontrapost seine Kraft: Das sehnige Standbein fest am Boden, Becken und Spielbein gekippt, Oberkörper und Kopf aufrecht, zeigt sich der Körper bis aufs äußerste gespannt. Warum? Die Hand hält das kurze Schwert, der Daumen verharrt noch auf der Klinge, die Adern am Unterarm sind noch geschwollen: Gerade erst hat David N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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