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tung von Mutter und Kind wird nicht nur durch ihre Größe und zentrale Lage veranschaulicht. Maria ist auch die einzige Figur in frontaler Stellung und sie ist mit einem Mantel in der teuren Farbe Ultramarinblau bekleidet. Maria und Christus sind zudem die einzigen, die aus dem Bild heraus blicken: Maria sieht den Betrachter unmittelbar an, Christus schaut unbestimmt ins Leere. Alle anderen Figuren sind im Profi l dargestellt, ihre Blicke richten sich auf Mutter und Kind. Irdische und himmlische Elemente Jedem Betrachter fällt die große Akribie auf, mit der Giotto den Thron und Details von Gewändern und Kronen gemalt hat. Der kostbare Thron aus weißem Marmor ist mit roten Einlegearbeiten reich verziert (Abb. 2), seine fi ligranen Wangen mit Giebel, gewundenen Säulchen, Turmaufsätzen (Fialen) und Maßwerköffnungen* (vgl. S. 74 ff.) erinnern an die Architektur einer gotischen* Kathedrale. Die Kostbarkeit der verwendeten Materialien veranschaulicht die große theologische Bedeutung der Maria, die zugleich Gottesmutter und Vertreterin der Institution Kirche ist. Der Thron hat aber auch die Form von Bischofsthronen, die in den italienischen Kathedralen jedem Gläubigen täglich vor Augen standen. Wie der Bischof als Vertreter der irdischen Gemeinde in der Kirche saß, so thront hier Maria als Vorsteherin der himmlischen Kirche. In Giottos Ognissanti-Madonna durchdringen sich irdische und himmlische Elemente. Im Gegensatz zur Detailgenauigkeit der Gegenstände, wirkt die Behandlung der Gesichter auf den ersten Blick fast schematisch. Es fällt auf, dass alle der Maria gleichen: Sie haben makellose, wohlgewölbte, weiche Haut, elegant geschwungene Augenbrauen und kleine Münder. Dahinter steht die seit der Antike* überlieferte Vorstellung, dass das Gute schön ist, äußere Schönheit also ein Zeichen innerer Heiligkeit ist. Trotz aller Weltbezüge spielt die dargestellte Szene also im Himmel. Dies unterstreicht auch der kostbare goldene Hintergrund. Nur vier Gestalten der hinteren Reihe weichen mit ihrem individualisierten Antlitz von der einheitlichen Schönheit ab: Sie haben lange Haare und Bärte, ihre Gesichter sind faltig und welk. Das hiermit angedeutete hohe Alter veranschaulicht Weisheit, es handelt sich wohl um Petrus und Paulus, die Begründer der Kirche und Benedikt und Bernhard, Gründer und Reformer des Mönchtums. 2 Giotto: Ognissanti-Madonna, Ausschnitt N u r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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