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2 Hochaltar mit Retabel, um 1315 Klosterkirche St. Maria und St. Johannes, Cismar, Detail des Mittelschreins* Die Christusszenen sind zeilenweise von links nach rechts und von unten nach oben zu lesen (Abb. 2). Sie beginnen links unten mit der Verkündigung an Maria und enden rechts oben mit der Auferstehung Christi. Es fällt auf, dass in dieser Reihe ein wichtiges Geschehen fehlt: die Kreuzigung. Diese befi ndet sich aber an zentraler Stelle in der Dachschräge. Wenn man die Bilderfolge nicht horizontal, sondern vertikal liest, ergibt sich ein tieferer Sinn: Übereinander sind hier die Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige, die Geißelung Christi, in der Schräge die Kreuzigung und im Giebel das Opferlamm dargestellt. Auf unterschiedliche Weise wird hier auf Spende und Opfer des Blutes Christi angespielt. Das Opfer ist zentrales Thema der übrigen Szenen auf den Dachschrägen, die aus dem Alten Testament stammen: Kain und Abel, Abraham und Melchisedek, Moses und die eherne Schlange sowie die Opferung Isaaks. Eine Schaubühne Erkennbar ist hier der Bezug auf die wichtigste Reliquie*, die in Cismar verehrt wurde: ein Blutstropfen Christi machte das Kloster zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Das sonst das ganze Jahr über geschlossene Flügelretabel wurde an hohen Festtagen geöffnet und Reliquien zur Schau gestellt. Wichtigste Eigenschaft des Flügelretabels war seine Wandelbarkeit. Der Mechanismus des Verbergens und Enthüllens muss die Gläubigen sehr beeindruckt haben. Nicht alle Retabel enthalten wie N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s | |
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