Volltext anzeigen | |
171.2 Funktionen der Familie Familienformen in Deutschland Im Jahr 2012 gab es in Deutschland 8,1 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern. In diesen Familien lebten insgesamt 14,4 Millionen Kinder, darunter 12,9 Millionen Kinder unter 18 Jahren. […] Trotz der rückläufi gen Entwicklung traditioneller Familien waren im Jahr 2012 die Ehepaare mit minderjährigen Kindern mit 71 % die häufi gste Familienform. Alleinerziehende Mütter und Väter machten 20 % der Familien mit Kindern unter 18 Jahren aus, während 9 % aller Familien Lebensgemeinschaften mit minderjährigen Kindern waren. Im Jahr 1996 hatten diese Anteile noch 81 % (Ehepaare) bzw. 14 % (Alleinerziehende) und 5 % (Lebensgemeinschaften) betragen. Statistisches Bundesamt, In Deutschland leben 8,1 Millionen Familien mit minderjährigen Kindern, Wiesbaden 2013, www. destatis.de, Abruf am 17.5.2014 Die Scheidung meiner Eltern war von beiden gewollt, soviel kann ich sagen. […] Ganz verstehen konnte ich das als Fünfjähriger sowieso noch nicht. Irgendwann ist mein Vater halt ausgezogen. Bis ich zwölf war, war ich dann noch jedes zweite Wochenende bei ihm. Das war dann immer was Besonderes, wir haben zusammen verschiedene Sachen unternommen, auch Ausflüge gemacht. Wir hatten ein gutes Verhältnis. Man streitet sich ja doch meistens wegen Alltagsdingen mit seinen Eltern, und die haben bei uns ja komplett gefehlt. Es gab dann keinen Streit, weil ich mein Zimmer nicht aufgeräumt hatte oder meine Hausaufgaben nicht gemacht hab, das gab es nur mit meiner Mutter. Das ging so lange gut, bis mein Vater eine neue Freundin hatte, mit der ich mich gar nicht verstanden habe. Irgendwann hat mein Vater diese Frau geheiratet und eine neue Familie mit ihr und ihren beiden Kindern gegründet. Er hat es dann einfach so hingenommen, dass wir uns seitdem nicht mehr gesehen haben. Das verstehe ich bis heute nicht wirklich. Das Zusammenleben mit meiner Mutter war immer ganz schön. Erst als ich in die Pubertät gekommen bin, wurde es komplizierter. Über Themen wie „Verliebtsein“ konnte ich mit meiner Mutter zum Beispiel gar nicht reden. [...] Da hat eine Vater-Figur gefehlt, die einem väterlich auf die Schulter klopft und dazu Anekdoten von seiner eigenen Jugend preis gibt. […] Ich glaube, es gibt einige Sachen, die einfach anders ablaufen, wenn man nur mit einem Elternteil aufwächst. Ich habe zum Beispiel sehr früh mit meiner Mutter über ihre Probleme geredet. Wenn sie einen neuen Mann kennen gelernt hatte, hat sie da zum Beispiel mit mir drüber geredet. [...] Grundsätzlich kann ich schon sagen, dass ich gerne mit meiner Mutter zusammenlebe, aber oft frage ich mich auch, wie mein Leben wäre, wenn meine Eltern sich nicht getrennt hätten. Presseund Informationsamt der Bundesregierung (Hg.), Er hatte dann halt eine neue Familie, www.schekker.de, Abruf am 21.11.2013 30 35 40 45 5 10 15 20 25 M8a Familienformen: Was ist, wenn Papa plötzlich eine neue Familie hat? Seit knapp acht Monaten ist Nadine jetzt also Mama von Melina. Es ist immer noch schwer, das zu begreifen, auch für sie. Mutter wollte sie unbedingt werden, doch dann folgte das Beziehungsaus mit ihrem Ex. Und wie hätte es anders sein können: Während der Trennung erfuhr sie von ihrem Glück. „Für mich ist erst mal eine Welt zusammen gebrochen.“ Gerade neunzehn, keine Arbeit und dann schwanger. „Nach ein paar Tagen und vielen Gesprächen mit Freunden und dem Kindsvater konnte ich mich dann aber doch freuen.“ […] „Ich habe wirklich Glück mit dem Kind, kann durchschlafen und stehe morgens erst zwischen 8 und 9 Uhr auf.“ Das war aber nicht immer so. Wie viele Mütter war auch Nadine zuhause zunächst überfordert, wenn die Kleine nicht essen oder schlafen wollte. Doch dank der Unterstützung ihrer Eltern und Freunde kam sie rasch mit der Situation zurecht. [...] Auch äußerlich hat sie sich verändert, sieht trotz Mutter-Daseins wahnsinnig gepflegt aus und wirkt einfach fit. „Früher bin ich manchmal bis zum Umfallen feiern gegangen.“ Sie schaut verschmitzt zu Boden und knetet sich die Hände. „Heute gehe ich ganz anders mit meinem Körper um, achte auf mein Umfeld und auch auf meinen Ruf. Ich kann mich nicht einfach aus Spaß vom Stuhl fallen lassen, wie früher in der Schule. Ich muss einfach überleben, sonst sind wir geliefert“. […] Denn obwohl das Kind einen Vater hat, wie Nadine betont, ist die Unterstützung doch nicht so, wie sie sein sollte. Tahnee Godt, Ein Stück gewachsen, in: Schekker – das Online-Jugendmagazon der Bundesregierung, www.schekker.de, Mai 2010 20 25 30 35 5 10 15 M8b Familienformen: Was ist, wenn Mama fast selbst noch ein Kind ist? | |
« | » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |