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205Der Kalte Krieg im Spiegel der Geschichtskultur Die hier exemplarisch aufgezählten Konfl ikte spielten in der Binnenkommunikation der NATOund der Warschauer-Vertrags-Staaten eine wichtige Rolle. So sprach die DDR-Propaganda unaufhörlich vom „Kampf der Völker“ in Angola oder Nicaragua gegen „Imperialismus und Neokolonialismus“. Solidarität mit dem Abwehrkampf war damit Pfl icht. Die Agitation ächtete die Gegner im Kalten Krieg als aggressive und internationales Recht brechende Mächte. In der Bundesrepublik waren es wiederum Aktivistengruppen aus alternativen, links-akademischen und linkskirchlichen Milieus, die sich gegen die militärische Intervention in Nicaragua wandten. Darüber hinaus lenkten die USA mit dem 1980 initiierten internationalen Olympia-Boykott die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan. Die Regierung von Nicaragua bezeichnete der amerikanische Präsident Ronald Reagan als „Krebsgeschwür“ in der west lichen Hemisphäre und als gefährlichen „Brückenkopf“ der Sowjets in Amerika. Diese Position und der Stellvertreterkrieg gegen Nicaragua wurden in der Öffentlichkeit des Westens kontrovers diskutiert. Der Kalte Krieg kostete also auch ohne die direkte militärische Auseinandersetzung zwischen NATO und Warschauer Vertragsorganisation Menschenleben. Darüber hinaus manifestierte sich die Wahrnehmung des Kalten Krieges in den westlichen und östlichen Industrienationen in der nicht unbegründeten Furcht vor einem „Dritten Weltkrieg“, einem Krieg, der gewissermaßen über Nacht losbrechen konnte – durch politisches Ungeschick, militärische Provokationen oder einen Computerfehler. Wettlauf im Weltall Der Kalte Krieg war aber nicht nur eine machtpolitische und militärische Konfrontation. Er stellte sich auch als ein Wettstreit in Wissenschaft und Technik, in Sport oder Kultur dar. Im Oktober 1957 brachte die Sowjetunion den ersten Satelliten ins All. Die Signale von „Sputnik 1“ waren von Amateurfunkern und Radiostationen überall auf der Welt zu empfangen. In den östlichen Medien galten sie als Beleg für die Überlegenheit des Sozialismus. Der Westen war über das Potenzial der als rückständig angesehenen „Russen“ überrascht, beeindruckt und erschreckt („Sputnik-Schock“). Nun erwartete die westliche Welt, dass die USA die Herausforderung annahm. 1961 unterstrich die Sowjetunion abermals ihren Vorsprung: Juri Gagarin umrundete als erster Mensch im Weltraum die Erde. Der Sohn eines Kolchos-Zimmermanns und einer Bäuerin war zu einem Helden von Weltbedeutung geworden. Sein persönlicher Hintergrund, so lautete das Credo im Osten, habe die „Schöpferkraft des Volkes unter sozialistischen Bedingungen“ belegt, zudem habe der Weltraumfl ug das „Banner des Kommunismus in die unendlichen Weiten des Universums getragen“. Mit seinem gewinnenden Lächeln wurde Gagarin für viele Menschen im Westen einer der wenigen Sympathieträger aus der Sowjetunion. „Ich kann mir vorstellen, dass die Russen eine Rakete gebaut haben, die auch fl iegen kann“, stöhnte damals ein amerikanischer Journalist, „aber wie zum Teufel haben sie diesen Gagarin geschaffen?“ Ende der Sechzigerjahre hatten die USA ihren Rivalen beim Wettlauf zum Mond überholt. Als 1969 schließlich Neil Armstrong vor Millionen Fernsehzuschauern als erster Mensch den Mond betrat, kleidete er den amerikanischen Triumph ebenfalls in große Worte: „Das ist ein kleiner Schritt für den Menschen, ein riesiger Sprung für die Menschheit.“ i „WAR ist die Vergangenheitsform von SEIN.“ Ostdeutsches Anti-KriegsPlakat von Joseph Huber, 1984. p Beschreiben Sie die Plakate und vergleichen Sie, wie die Kriegsbedrohung jeweils präsentiert und in welchen Kontext sie gestellt wird. i „Nein zu Cruise Missiles.“ Button für eine Aktionswoche der bundesdeutschen Friedensbewegung, 1983. Nu r z u Pr üf zw ck en Ei g nt um d s C .C .B uc hn r V er la gs | |
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