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201Deutschland und die geteilte Welt nach 1945 ˘ Internettipp: Informa tionen über Ludwig Erhard fi ndest du unter Mediencode 31013-59 Die „Bewährungsprobe“ In der Bundesrepublik wurde anfangs bezweifelt, ob das von Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard eingeleitete Experiment der Sozialen Marktwirtschaft gelingen wür de. Die Entwicklung nach der Währungsreform schien den Skeptikern recht zu geben: Die Preise stiegen und die Arbeitslosigkeit wuchs. Doch ab 1951 begann ein Wirtschaftsaufschwung. Dazu trug die internationale Nachfrage nach deutschen Produkten bei. Die west deut schen Ausfuhren stiegen, die Inlandsnachfrage nach Konsumgütern wuchs. Mit dem Aufschwung entstanden neue Arbeitsplätze, die Arbeitslosigkeit sank. Dieser Erfolg war kein Wirtschaftswunder, sondern das Produkt mehrerer Faktoren: • Die westlichen Alliierten unterstützten den Wiederaufbau, • die Regierung gab Investitionsanreize und förderte z. B. Billigprodukte und den Wohnungsbau, • risikobereite Unternehmer schufen neue Arbeitsplätze, • die Gewerkschaften stellten maßvolle Lohnforderungen und • die Menschen wollten etwas leisten. Sozialpolitische Maßnahmen Das „Wirtschaftswunder“ erleichterte es dem Staat, seinen sozialen Verpfl ichtungen nach zukommen. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen: Die Kriegsopferversorgung (ab 1950): Über 4,5 Millionen Menschen – verwundete Soldaten, Witwen und Waisen, Personen, die durch Flucht, Verfolgung, Inhaftierung und Bombenkrieg geschädigt worden waren – erhielten Unterstützungsleistungen (u. a. Renten). Diese waren zunächst allerdings gering. Auch wur den nicht alle Opfer des NS-Regimes berücksichtigt: Ausländische Zwangsarbeiter und verfolgte Sinti und Roma erhielten keine Entschädigungen. Der Lastenausgleich: Die größte gesellschaftspolitische Herausforderung war die Eingliederung der Vertriebenen. Um den sozialen Frieden zu sichern, musste Millionen Menschen wirksam geholfen werden, damit sie privat und berufl ich in ihrer neuen Heimat Fuß fassen konnten. Nach dem Gesetz von 1952 erhielten Vertriebene und Flüchtlinge vom Staat einen Ausgleich für Vermögensverluste, um ihnen den Aufbau einer neuen Exis tenz zu erleichtern. Auf der anderen Seite muss ten diejenigen, die über Grund und Boden oder andere Sachwerte verfügten, Abgaben zahlen, die zur Unterstützung für diejenigen gedacht waren, die alles verloren hatten. „Wirtschaftswunder“ im Westen? 2 Gemeldete Arbeitslose. * ohne Berlin Nach: Werner Abelshauser, Die Langen Fünfziger Jahre, Düsseldorf 1987, S. 80 ó Erläutere die Gründe für die Entwicklung. Der Wohnungsbau: Bis 1966 wurden über neun Millionen Wohnungen – zum größten Teil mit staatlicher Förderung – fertiggestellt, fast die Hälfte davon im sozialen Wohnungsbau. Jahr Registrierte Arbeitslose Quote in % 1950* 1 584 000 11,o 1951 1 435 000 10,4 1952 1 385 000 9,5 1953 1 265 000 8,4 1954 1 225 000 7,6 1955 935 000 5,6 1956 765 000 4,4 1957 759 000 3,7 1958 780 000 3,7 1959 540 000 2,6 1960 271 000 1,3 1 Feier für den „Käfer“ in Wolfsburg. Foto vom 5. August 1955. 140 000 Menschen feiern den einmillionsten Volkswagen. 3 Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard. Karikatur von 1959. 31013_1_1_2015_164_227_kap4.indd 201 26.03.15 15:31 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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