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242 Die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland und Europa i „Und auf Hitlers Friedensangebote folgen ,alsbald‘ seine Friedenstauben.“ Fotomontage von John Heartfi eld, die am 5. April 1936 in der „AIZ“ (Arbeiter Illustrierte Zeitung) abgedruckt wurde. Die „AIZ“ war 1921 vom kommunistischen Verleger Willi Münzenberg gegründet worden. Nach 1933 durfte sie nicht mehr im Deutschen Reich erscheinen, bis 1938 wurde sie daher im Exil in Prag hergestellt. derten sie durch Subventionen, Steuererleichterungen und Staatsaufträge vor allem die rüstungsrelevante Industrie. Die Produktion wurde dadurch erheblich gesteigert, insbesondere in der Schwerindustrie, im Fahrzeugbau, in der chemischen und Textilindustrie. Ab Ende 1934 begann die Umstellung der wirtschaftlichen Produktion auf die Bedürfnisse der „Wehrwirtschaft“. Die Ausgaben im Bereich von Rüstung und Reichswehr stiegen explosionsartig an. Von 30 Milliarden ausgegebenen Reichsmark konnten jedoch lediglich 18 Milliarden aus Steuermitteln gedeckt werden. Die Staatsverschuldung wuchs dramatisch. Die Ausgaben für die Rüstung wurden nicht über Banknoten, sondern über so genannte Mefo-Wechsel fi nanziert. Dazu wurde die Scheinfi rma Metallurgische Forschungsgesellschaft (Mefo) gegründet. Diese versah Wechsel von Rüstungslieferanten mit ihrer Unterschrift, sodass sie bei der Reichsbank gegen Bargeld eingereicht werden konnten. So ließ sich die Aufrüstung auf Pump verschleiern, denn die Wechsel galten nicht als Staatsschulden und wurden nicht im Reichshaushalt verzeichnet. Zur Tilgung der horrenden Fehlbeträge sollte einerseits das „Sühnegeld“ der Juden dienen, das diese nach dem „Novemberpogrom“ von 1938 zu entrichten hatten (das Pogrom war daher auch wirtschaftlich motiviert gewesen); andererseits sollten die Fehlbeträge später auch durch die Einnahmen aus besetzten Territorien beglichen werden. Insofern war der Eroberungskrieg von Anfang an in der Wirtschaftspolitik mit eingeplant. Autarkiestreben Verbunden mit der Aufrüstung war das Ziel der deutschen Führung, die eigene Wirtschaft autark, also von ausländischen Gütern und Rohstoffen möglichst unabhängig zu machen. Damit sollten sowohl Devisen eingespart als auch die Auswirkungen eines Versiegens der Handelsströme im Kriegsfall gemildert werden. 1936 versuchte Hitler in einem Vierjahresplan, die wichtigsten Initiativen dafür zu bündeln. So mussten unter anderem jetzt einheimische Bodenschätze auch dann abgebaut werden, wenn sie qualitativ schlechter oder aufwändiger zu gewinnen waren als die auf dem Weltmarkt gehandelten Güter. Außerdem trieb man ohne Rücksicht auf Kosten die synthetische Erzeugung von Benzin und Gummi voran. Solche Strategien wurden nicht allein von den führenden Nationalsozialisten entwickelt, sondern trugen zum Teil deutlich die Handschrift derjenigen Großunternehmen, die ein massives Interesse an der Aufrüstung hatten. Mit diesen Investitionen in den zukünftigen Krieg brachte sich Hitler-Deutschland am Ende der Dreißigerjahre selbst in Zugzwang, da die Schuldenpolitik ein bedrohlich steigendes Infl ationsrisiko verursachte. Die Hypotheken auf die „Eroberung neuen Lebensraumes“ mussten eingelöst werden. 1. Veranschaulichen Sie in einer Grafi k, wie die Aufrüstung die wirtschaftlichen Entscheidungen der Nationalsozialisten bestimmte. 2. Erläutern Sie, mit welchen Mitteln die nationalsozialistische Wirtschaftsund Sozialpolitik die Bürger beeinfl usste. 3. Der Historiker Götz Aly bezeichnet das NS-Regime als „sozialen Volksstaat“. Prüfen Sie die Tragfähigkeit des Begriffes. 4677_1_1_2015_218-275_Kap7.indd 242 17.07.15 12:07 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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