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282 Vergangenheitspolitik und „Vergangenheitsbewältigung“ M2 Schuldbekenntnisse der Kirchen a) Am 23. August 1945 veröffentlicht die Fuldaer Bischofskonferenz eine Erklärung, die über den deutschen Katholizismus im „Dritten Reich“ Bilanz zieht. Dort heißt es: Wir beklagen es zutiefst: Viele Deutsche, auch aus unseren Reihen, haben sich von den falschen Lehren des Nationalsozialismus betören lassen, sind bei den Verbrechen gegen die menschliche Freiheit und menschliche Würde gleichgültig geblieben; viele leisteten durch ihre Haltung dem Verbrechen Vorschub, viele sind selber Verbrecher geworden. Schwere Verantwortung trifft jene, die aufgrund ihrer Stellung wissen konnten, was hier bei uns vorging, die durch ihren Einfl uss solche Verbrechen hätten verhindern können und es nicht getan haben, ja diese Verbrechen ermöglicht haben und sich dadurch mit den Verbrechern solidarisch erklärt haben. […] Es ist eine Forderung der Gerechtigkeit, dass immer und überall die Schuld von Fall zu Fall geprüft wird, damit nicht Unschuldige mit den Schuldigen leiden müssen. b) Die evangelische Kirche bekennt sich in der „Stuttgarter Erklärung“ vom 19. Oktober 1945 mit folgenden Worten zu ihrer Verantwortung: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregime seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat, aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben. Nun soll in unseren Kirchen ein neuer Anfang gemacht werden. Erster und zweiter Text zitiert nach: Keesing’s Archiv der Gegenwart XV. Jg. (1945), S. 114 und 487 1. Zeigen Sie Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen den beiden Bekenntnissen auf. 2. Erläutern Sie, ob der christliche Begriff von Schuld und Verantwortung noch über den juristischen hinausgeht. M3 Schwarz wird weiß 1946 erscheint im Münchener Satireblatt „Simplicissimus“ die Karikatur „Schwarz wird weiß oder Mechanische Entnazifi zierung“ von Max Radler mit einem Gedicht von J. Menter: 5 10 15 20 25 Springt immer rein! Was kann euch schon passieren, Ihr schwarzen Böcke aus dem braunen Haus! Man wird euch schmerzlos rehabilitieren. Als weiße Lämmer kommt ihr unten raus. Zitiert nach: Jürgen Kniep, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Augsburg 2009, S. 68 1. Beschreiben Sie die einzelnen Bildelemente und erläutern Sie die Aussage der Karikatur. Gegen wen richtet sich die Kritik? 2. Stellen Sie dar, welche Haltung das Gedicht von J. Menter zur damaligen Entnazifi zierung einnimmt. 4677_1_1_2015_276-311_Kap8.indd 282 17.07.15 12:09 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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