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284 Vergangenheitspolitik und „Vergangenheitsbewältigung“ verurteilten“ und der Rehabilitation der Waffenträger des „Dritten Reiches“ beantwortet. Viele von den Alliierten verurteilte Kriegsverbrecher kamen frei. Auf Drängen der Deutschen erklärte NATO-Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower am 22. Januar 1951: „Ich für meinen Teil glaube nicht, dass der deutsche Soldat seine Ehre verloren hat.“ Eine Ehrenerklärung von Bundeskanzler Konrad Adenauer vor dem Bundestag gemäß der die Gruppe der Kriegsverbrecher „außerordentlich gering und außerordentlich klein“ gewesen sei, folgte am 5. April 1951. Unter dem Eindruck des Kalten Krieges „konnte der Zweite Weltkrieg“, resümiert der Historiker Edgar Wolfrum 2012 daher, „zuweilen sogar als deutscher Beitrag zu einer antikommunistisch-westeuropäischen Einigung interpretiert werden“. Antitotalitärer Basiskonsens in der Bundesrepublik Seit der Staatsgründung fühlten sich Politik und Bürger von „rechts“, aber vor allem von „links“ bedroht, vom Kommunismus der DDR und der Sowjetunion. Der Kalte Krieg verschaffte dem Antikommunismus immer neue Nahrung. Eine Neigung zur Schwarz-Weiß-Malerei in der bundesdeutschen Gesellschaft – hier die heile Welt des Westens, dort die böse kommunistische Welt des Ostens – war weit verbreitet. In der Bundesrepublik etablierte sich ein „antitotalitärer“ Basiskonsens, in den frühere nationalsozialistische, antibolschewistische Kräfte integriert werden konnten (u M2). In der immer wieder verwendeten Formel von der „Verteidigung der Freiheit gegen den Bolschewismus“ trafen sich Konservative, Liberale und Sozialdemokraten ungeachtet ihrer sonstigen parteipolitischen Gegensätze. So wurde der Antikommunismus zur tragfähigen Integrationsideologie für die noch ungefestigte Demokratie in Westdeutschland. In der frühen Nachkriegszeit galt in Westdeutschland die Formel „Rechtsradikalismus = Linksradikalismus“. Auf diese Weise konnte nicht nur die DDR-Diktatur mit der NS-Diktatur gleichgesetzt, sondern auch manche kritische Frage zur eigenen Geschichte abgewehrt werden. So blieben in der westdeutschen Öffentlichkeit lange Zeit die Verbrechen der Wehrmacht in Polen oder in der Sowjetunion ebenso unbeachu Kriegsverbrecher kommen frei. Karikatur aus der britischen Zeitung „Sunday Express“ vom 4. Februar 1951. Die Zeichnung ist eine Reaktion auf die am 31. Januar 1951 bekanntgegebene Amnestie der US-Besatzungsmacht von 89 in Landsberg (Bayern) inhaftierte Kriegsverbrecher. In der Bildunterschrift meint der türöffnende US-Soldat: „Nun werden sie wohl Klage gegen uns einreichen wegen Freiheitsberaubung.“ p Ordnen Sie die Zeichnung in den politischen Zusammenhang der 1950er-Jahre ein. Konrad Adenauer (1876 1967): 1917 1933 Oberbürgermeister von Köln, 1948 Vorsitzender des Parlamentarischen Rates, 1950 1966 Mitbegründer und Bundesvorsitzender der CDU, 1949 1963 Bundeskanzler, 1951 1955 zugleich Bundesaußenminister 4677_1_1_2015_276-311_Kap8.indd 284 17.07.15 12:09 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt u d es C. C. Bu ch ne r V er la gs | |
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