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468 Internationale Friedensordnung nach dem Ersten Weltkrieg 1. Skizzieren Sie die besonderen Probleme, mit denen sich die Verhandlungspartner in Paris konfrontiert sahen. 2. Nach den Vorstellungen des amerikanischen Präsidenten Wilson sollten die Friedensverträge einen „Frieden ohne Sieg“ bringen. Erörtern Sie, ob diese Vorstellung realistisch war. Auszug aus dem Briand Kellogg-Pakt von 1928: Art. I. Die Hohen Vertragschließenden Parteien vereinbaren, dass die Regelung und Entscheidung aller Streitigkeiten oder Konfl ikte, die zwischen ihnen entstehen könnten, welcher Art oder welchen Ursprungs sie auch sein mögen, niemals anders als durch friedliche Mittel angestrebt werden soll. Zitiert nach: www.jura.unimuenchen.de/fakultaet/lehr stuehle/satzger/materialien/ kellogg1928d.pdf [Zugriff vom 20. Januar 2015] Friedliche Streitschlichtung in einem Völkerbund Eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Friedensordnung sollte der Völkerbund* spielen (u M2). Er war daher auch integraler Bestandteil aller Pariser Friedensverträge. Dennoch konnte die neue zwischenstaatliche Organisation die in sie gemachten Erwartungen nicht erfüllen. Da war zunächst einmal die Forderung der Satzung nach Einstimmigkeit bei den meisten Entscheidungen des Rates und der Vollversammlung. Zudem war der Völkerbund zunächst nur ein Zusammenschluss der Siegermächte und neutraler Staaten. Die für den Krieg verantwortlich gemachten Verliererstaaten sowie Sowjetrussland hatte man nicht von Anfang an aufgenommen. Das änderte sich erst im Laufe des nächsten Jahrzehntes (Österreich konnte 1920, Deutschland 1926 und die Sowjetunion 1934 beitreten). Aber diese positive Entwicklung konnte einen Makel nicht überdecken: Die Vereinigten Staaten traten dem Völkerbund nicht bei. Der Senat ratifi zierte den Versailler Vertrag, und damit auch die Satzung des Völkerbundes, nicht. Er verschaffte damit Wilson eine große innenpolitische Niederlage und schwächte die Möglichkeiten der neuen internationalen Organisation von Anfang an. Die USA wurden dann doch noch in die Nachkriegsordnung eingebunden: durch den Briand-Kellogg-Pakt von 1928. Das vom US-Außenminister Frank Billings Kellogg und seinem französischen Amtskollegen Aristide Briand initiierte Abkommen ächtete Angriffskriege als Mittel der Politik. Es wurde von elf Nationen erstunterzeichnet – darunter auch vom Deutschen Reich. Bis 1939 traten dem Vertrag 63 Nationen bei. Mit der Idee einer internationalen Organisation zur Friedenswahrung wurde ein bedeutender Schritt auf völkerrechtlichem Gebiet gemacht, der nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Vereinten Nationen** ausgebaut wurde. Aristide Briand (1862 1932): französischer Politiker; zwischen 1909 und 1932 mehrfach u. a. Ministerpräsident und Außenminister; 1926 Friedensnobelpreis (gemeinsam mit Gustav Stresemann) u „THE GAP IN THE BRIDGE“ („Die Lücke in der Brücke“) Karikatur von Leonard RavenHill aus dem britischen Satiremagazin „Punch“ vom 10. Dezember 1919. Text auf der Bautafel: „THIS LEAGUE OF NATIONS BRIDGE WAS DESIGNED BY THE PRESIDENT OF THE U.S.A.“ p Untersuchen Sie die Karikatur. Was wird hier aus welcher Sicht thematisiert? Beachten Sie die Haltung von „Uncle Sam“. Tipps zur Analyse von Karikaturen fi nden Sie auf S. 463 465. H * Siehe auch S. 526. ** Siehe S. 526 ff. 4677_1_1_2015_452-481_Kap13.indd 468 17.07.15 12:18 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc h er V er la gs | |
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