Volltext anzeigen | |
520 Konfl ikte und Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg hatten, griffen NATO-Truppen – darunter auch deutsche Soldaten – die Bundesrepublik Jugoslawien an, um Angriffe der Serben auf die Kosovo-Albaner zu verhindern und die zunehmende Zahl der Kriegsfl üchtlinge zu stoppen. Die Europäische Union musste befürchten, dass der Konfl ikt auf dem Balkan sich auf Griechenland, die Türkei und den Mittleren Osten ausweiten könnte. Um ihre Sicherheit zu erhöhen und weniger abhängig von den USA zu werden, verstärkte die EU ihre eigenen außenund sicherheitspolitischen Bemühungen. Das schon 1970 eingerichtete Verfahren der Europäischen Politischen Zusammenarbeit (EPZ) wurde ab 1999 durch eine Gemeinsame Sicherheitsund Verteidigungspolitik (GSVP) intensiviert. Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 und die folgenden internationalen Konfl ikte entwickelte der Europarat 2003 eine Europäische Sicherheitsstrategie, um den neuen weltpolitischen Herausforderungen gerecht werden zu können (u M4). Diese Strategie nennt als Hauptbedrohungen Europas den internationalen Terrorismus, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, den Zerfall von Staaten, regionale Konfl ikte sowie die organisierte Kriminalität – und rechtfertigt damit den Einsatz von zivilen und militärischen Mitteln außerhalb der EU. Seitdem führt die EU internationale Missionen zur Friedenssicherung, Konfl iktverhütung und Stärkung der internationalen Sicherheit entsprechend den Grundsätzen der UN-Charta* durch, vorrangig auf dem Balkan, in Afghanistan und Afrika. Inzwischen ist mit dem Vertrag von Lissabon (2009) aus der GSVP die Gemeinsame Außenund Sicherheitspolitik (GASP) geworden. Die EU tut sich trotzdem schwer, eine eigenständige Sicherheitspolitik zu entwickeln. Das zeigte sich zum Beispiel 2011 in der Libyen, wo das diktatorische Regime brutal gegen Proteste vorging. Während sich Frankreich und Großbritannien für militärische Einsätze aussprachen, hielt sich Deutschland aus nationalen Interessen zurück. Es leistete auch keinen nennenswerten Beitrag zu der von den Vereinten Nationen legitimierten Intervention. Gleichwohl beteiligen sich deutsche Soldaten an den militärischen Einsätzen und zivilen Missionen der EU auf der ganzen Welt (u M5). 2012 erhielt die EU für den „erfolgreichen Kampf für Frieden und Versöhnung und für Demokratie sowie die Menschenrechte“ und für „die stabilisierende Rolle der EU bei der Verwandlung Europas von einem Kontinent der Kriege zu einem Kontinent des Friedens“ den Friedensnobelpreis.** Die Bedeutung der EU in der multipolaren Welt hat zugenommen. Ihre Zukunft hängt davon ab, welche weiteren nationalen Souveränitätsreche ihre 28 Mitgliedstaaten (Stand: Januar 2015) bereit sind, an die gemeinsamen Institutionen abzugeben, und ob ihre Mitglieder kompromissfähig genug sind, zentrale Herausforderungen trotz des Prinzips der Einstimmigkeit gemeinsam zu lösen. * Siehe S. 530 f., M2. ** Siehe S. 524 f. i EUPOL. Foto vom 28. März 2010. In Afghanistan unterstützt die EU den Aufbau einer Polizei. Das Bild zeigt einen Ausbildungsleiter aus SchleswigHolstein (rechts). Stellen Sie die Etappen der europäischen Integration in einer Grafi k zusammen. H Verwenden Sie ggf. eine Treppe als Grundmetapher. Jahr Angriffe* Horn von Afrika Angriffe* Golf von Aden 2009 80 117 2010 139 53 2011 160 37 2012 49 13 2013 7 6 1. Hälfte 2014 3 4 * Der Verband Deutscher Reeder schätzte die Kosten für Lösegelder, Schutzausrüstungen, Versicherungen und Ausweichrouten zwischen 2008 und 2011 auf etwa 5,3 Milliarden Euro jährlich. i Piratenangriffe vor der Küste Somalias. Zitiert nach: Christina Elmer und Claus Hecking, Was wurde eigentlich aus ... den Piraten von Somalia?, www.spiegel.de/panorama/justiz/ horn-von-afrika-was-wurde-aus-den-piratenvon-somalia-a-985982.html [Zugriff vom 29. Juni 2015] p Skizzieren Sie den Verlauf der Piratenangriffe vor Somalias Küsten. 4677_1_1_2015_482-535_Kap14.indd 520 17.07.15 12:19 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d C .C .B uc hn r V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |