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526 Konfl ikte und Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg Frieden – eine Utopie? Die Bedeutung des Völkerbundes und der Vereinten Nationen Die Idee des Friedens und der Völkerbund 1795 hatten Russland, Preußen und Österreich Polen unter sich aufgeteilt und von der Landkarte Europas getilgt. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte im selben Jahr der Königsberger Philosoph Immanuel Kant einen Aufsatz mit dem Titel „Zum Ewigen Frieden“. Er ging der Frage nach, unter welchen Bedingungen Friede möglich sei. Kant war nicht der erste, der sich diese Frage stellte, aber seine Überlegungen beeinfl ussten am Ende des Ersten Weltkrieges Völkerrechtler und Politiker, als es darum ging, eine neue Friedensordnung zu entwerfen, die nicht nur diesen Krieg beenden sollte, sondern alle Kriege. Kants Projekt wurde mit dem Völkerbund konkret (u M1). US-Präsident Wilson hatte dafür gesorgt, dass in der 1919 veröffentlichen Satzung des Völkerbundes „jeder Krieg und jede Bedrohung mit Krieg“ eine „Angelegenheit des ganzen Bundes“ sein sollte.* Dieses Ziel der kollektiven Friedenssicherung sollte der Völkerbund auf dem Wege der freiwilligen Selbstverpfl ichtung souveräner, aber friedfertiger demokratischer Staaten erreichen. Die Befürworter des Völkerbundes hatten nicht mit dem politischen Widerstand in den eigenen Reihen, dem nationalen Egoismus sowie mit der „Sprengkraft“ des Selbstbestimmungsrechts der Völker gerechnet, das den Pariser Vorortverträgen zugrunde gelegt worden war. Dem Völkerbund gehörten anfangs 42 und zuletzt 63 Staaten an. Wichtige Staaten wie die USA fehlten aber von Anfang an oder waren – wie Deutschland und die Sowjetunion – nur zeitweise Mitglieder. Während der Völkerbund auf humanitärem, sozialem und wirtschaftlichem Gebiet durchaus erfolgreich war, scheiterte er an seinen Hauptaufgaben, nämlich den Frieden zu sichern, die Rüstung zu beschränken und Angriffskriege zu verhindern. Gegen die aggressive Politik Japans, Italiens, Deutschlands und der Sowjetunion konnte er nichts ausrichten.** Vom Völkerbund zu den Vereinten Nationen Der Völkerbund hatte den Zweiten Weltkrieg nicht verhindern können. Aber schon vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg hatten der US-Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston S. Churchill den Plan einer neuen Weltorganisation zur Sicherung des Friedens gefasst. Vor allem die USA wollten ihre freiheitlichen Ideale in einer künftigen „One World“ verwirklicht sehen. Das Ergebnis der amerikanisch-britischen Gespräche war die am 14. August 1941 verkündete Atlantik-Charta***, zu der sich 1942 auch die Sowjetunion und andere Staaten bekannten. Am 26. Juni 1945 – in Japan dauerte der Krieg noch an – beschlossen in San Francisco 50 Staaten einstimmig die Charta der Vereinten Nationen (UN = United Nations; häufi g auch UNO = United Nations Organization). Die Satzung trat am 24. Oktober 1945 in Kraft (u M2). Feierlich erklärten die Staaten, die kommenden Generationen vor der „Geisel des Krieges“ bewahren zu wollen. Die UN sollten keine Umstrukturierung des Völkerbundes sein, sondern eine neue zwischenstaatliche Weltorganisation. Sie wollten die Fehler des Vorgängers vermeiden, die internationale Zusammenarbeit stärken und den Frieden besser als bisher sichern. Der Völkerbund löste sich am 18. April 1946 selbst auf. * Siehe S. 469 f., M2. ** Siehe dazu auch S. 468. *** Siehe S. 484. i Zeichen der „Vereinten Nationen“. Die Vereinten Nationen (engl.: „League of Nations“; franz.: „Société des Nations“) verwendeten dieses Symbol nur zwischen 1939 und 1941. LEAGUE OF NATIONS SOCIETE DES NATIONS 4677_1_1_2015_482-535_Kap14.indd 526 17.07.15 12:19 Nu r z P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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