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532 Konfl ikte und Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg macht von 15 000 Angreifern reagierten die Blauhelme kopflos. Ihr Mandat erlaubte es ihnen eigentlich zurückzuschießen, aber die nur leicht bewaffnete Einheit machte sich vor allem Sorgen um die eigene Haut. Dazu kam Chaos in der Führung. Erst am Abend des 10. Juli forderte das „Dutchbat“ Luftunterstützung an – doch obwohl zeitweise 60 Flugzeuge in der Luft kreisten, warf nur eine einzelne niederländische F-16 eine einsame Bombe ab. Am Vormittag des 11. Juli zogen sich die Blauhelme auf ihre Basis zurück. „Haut ab“, riefen die Abrückenden der Zivilbevölkerung zu, „die Tschetniks kommen!“ Um 16 Uhr am 11. Juli 1995 besetzten serbische Milizionäre das Rathaus. Dann brach die Hölle über Srebrenica herein. „Es wird ein Fest werden, dann reicht das Blut bis zu den Knien“, soll Eroberer Mladic gesagt haben, als er die Stadt betrat. Ob diese Worte so fi elen oder nicht – der Gewaltexzess, der folgte, war ungeheuerlich. […] In einer Zinkfabrik im Vorort Potocari pferchten die serbischen Eroberer gefangene Zivilisten zusammen. Am frühen Morgen des 13. Juli wurden die Internierten zu Bussen und Lkws getrieben, um angeblich nach Tuzla evakuiert zu werden. Doch besteigen durften die wartenden Wagen nur Frauen und Kinder – die Männer wurden separiert. Betroffene berichteten später, wie sich ihre Busse den Weg durch lange Kolonnen von Gefangenen beiderseits der Straße bahnen mussten. Die meisten dieser Männer wurden kurz darauf ermordet. […] Die Rolle der Blauhelme in den Tagen nach der Einnahme Srebrenicas wurde zu einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte des Balkan-Krieges. Ausführliche Untersuchungen belegten später, dass die niederländischen Soldaten zwar in Einzelfällen auch halfen, insgesamt aber eine katastrophale Rolle spielten: Schutzsuchende wurden abgewiesen, gegen Gräueltaten wurde nicht eingeschritten. Es kam im Gegen teil zu Verbrüderungen zwischen Serben und „Dutchbat“Soldaten – und sogar zur Beteiligung von Niederländern bei der Selektion von Bosniern. Zum Symbol des Versagens wurde ein Foto, auf dem sich UNO-Befehlshaber Oberst Thom Karremans und General Mladic zuprosten. In den Gläsern sei Wasser gewesen, kein Sekt, rechtfertigte sich Karremans später. Erster Text zitiert nach: www.bpb.de/themen/FPLCJN.html [Zugriff vom 16. Februar 2012] Zweiter Text: Hans Michael Kloth, Blutrausch auf dem Balkan, in: http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/2415/ blutrausch_auf_dem_balkan.html [Zugriff vom 26. März 2012] 1. Erstellen Sie eine Chronologie der Geschehnisse um Srebrenica im Jahr 1995. 2. Informieren Sie sich ausführlich über den Krieg auf dem Balkan und arbeiten Sie Konfl iktursachen, -gegenstände und beteiligte Akteure heraus. 3. Recherchieren Sie, wie die Vereinten Nationen auf die Gräueltaten in Bosnien reagierten. Erläutern Sie dabei insbesondere die Rolle des internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag für die Verfolgung der Verbrechen im Jugoslawien-Krieg und präsentieren Sie Ihre Ergebnisse in Form eines Referates oder einer Power-Point-Präsentation. 40 45 50 55 60 65 70 o Wenige Stunden vor dem Massaker. Foto vom 13. Juli 1995. Niederländische UN-Blauhelme schauen von einem Schützenpanzerwagen in Potocari zu, wie die aus Srebrenica kommenden Flüchtlinge getrennt werden. Männer und Jungen wurden anschließend nach Bratunac transportiert und dort hingerichtet, nur wenige überlebten. 75 4677_1_1_2015_482-535_Kap14.indd 532 17.07.15 12:19 Nu r z u Pr üf z ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V rla gs | |
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