64 Vom Hochimperialismus zum ersten „modernen“ Krieg der Industriegesellschaft M1 Englisch-französische Konkurrenz in Afrika Der französische Unterstaatssekretär Eugène Etienne äußert sich am 7. Juni 1894 über den Kolonialgegensatz: Schon seit Jahrhunderten hat England alle Wege gequert, die Frankreich einzuschlagen versuchte. Vorwiegend Kolonialmacht, hat Frankreich als einer der ersten Staaten Niederlassungen an der Westund der Ostküste Afrikas und an den Küsten Asiens gegründet. Aber sogleich versuchte England, durch seine gewöhnlichen Kunstgriffe mit den großen Mitteln, über die es verfügt, unsere Entwicklung zu hemmen. […] Seit 1830, wo wir in Algerien Fuß gefasst haben, sind wir eine mohammedanische Macht; wir mussten unser An sehen im Norden Afrikas befestigen und unsere Interessen entsprechend weiter zu entwickeln suchen. Vom Senegal aus drangen wir deshalb in den Sudan vor, und sofort trafen wir dort auf englische Kaufl eute, die in Sierra Leone unsern Feinden Waffen zum Kampf gegen uns verkauften. In Guinea gründe 5 10 i Europäisches Vordringen nach Afrika. ten wir wichtige Handelsniederlassungen; sogleich bemühten sich unsere britischen Nachbarn, uns den Weg nach dem Innern zu verlegen. […] Meine Herren, das kann so nicht weitergehen. […] Es darf nicht vorkommen, dass ein Vertrag, den Frankreich unterschrieben hat, ungestraft verletzt wird und dass wir uns außerstande sehen, ihm Achtung zu verschaffen. Zitiert nach: Geschichtliche Quellenhefte, Heft 10: Das Zeitalter des Imperialismus 1890 1918, Frankfurt am Main 61965, S. 13 1. Zeigen Sie anhand der Karte, auf welche historischen Entwicklungen sich Etienne bezieht. 2. Analysieren Sie das Bild, das Etienne von Frankreich und von Großbritannien zeichnet, und weisen Sie am Text nach, mit welchen sprachlichen Mitteln er seine Interpretation unterstützt. 3. Arbeiten Sie heraus, welche Konsequenzen vom Redner im letzten Satz angedeutet werden. F Entwerfen Sie die Gegenrede eines britischen Politikers. 15 20 4677_1_1_2015_048-089_Kap2.indd 64 17.07.15 11:58 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs