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Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 i Die Wall Street außer Kontrolle. Karikatur von Rollin Kirby aus „The New York World“, Anfang Oktober 1929. Während der Bulle an der Börse steigende Kurse und Optimismus symbolisiert, steht der Bär für fallende Kurse und Pessimismus. Orientierung 1929 wurde die Weltwirtschaft durch eine Krise von bis dahin nicht gekanntem Ausmaß erschüttert. In der vorindustriellen Welt wurden wirtschaftliche Krisen oft durch Missernten, Produktionsausfälle, Katastrophen ausgelöst. In einer kapitalistisch organisierten Industriegesellschaft ist eine Wirtschaftskrise in der Regel durch ein Missverhältnis von Produktion und Konsumtion, von Angebot und Nachfrage charakterisiert. Tatsächlich schwanken Produktion, Verkauf und Vertrieb von Gütern ständig; diese Schwankungen werden als Konjunktur bezeichnet. Unabhängig von den Entscheidungen der Unternehmer und dem Verhalten der Käufer beeinfl ussen Kriege und staat liche Eingriffe wie z. B. Infl ation und Defl ation die Konjunkturverläufe. Bis in die 1930er-Jahre hinein gingen die meisten Wirtschaftswissenschaftler davon aus, dass die Marktwirtschaft sich selbst reguliert, langfristig sorge der Markt dafür, dass das Angebot der Nachfrage angepasst werde. Karl Marx und Friedrich Engels hingegen erklärten Konjunkturkrisen mit der Überproduktion von Gütern, die zu Produktionsrückgängen, Konkursen, Arbeitslosigkeit führe. Sie prophezeiten, dass Überproduktionskrisen immer gewaltigere Ausmaße annehmen und letztlich zum Ende der Marktwirtschaft führen würden. Der deutsche Nationalökonom Joseph A. Schumpeter betonte, dass die wirtschaftliche Entwicklung nicht planbar sei und vor allem von wirtschaftlichen und technischen Erneuerungen bestimmt werde. Geprägt von den Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise entwickelte der englische Nationalökonom John Maynard Keynes Ende der 1920er-Jahre die Theorie, dass es Aufgabe des Staates sei, in einer Krise die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen anzu regen, um so einen Aufschwung einzuleiten. Apr. Juni Aug. Okt. Dez. Dez.Apr.Feb. Juni Aug. Okt. 1929 1930 Apr.Feb. Juni Aug. Okt. März 1928 – Oktober 1929 USA: Spekulationsfi eber in den USA, sog. Big Bull Market Juni 1930 USA: Smoot-HawleyTariff: US-Einfuhrzölle auf Rekordniveau Juli 1929 Deutsches Reich: Reichsausschuss für ein Gesetz gegen den Young-Plan: Propagandatribüne für die NSDAP 7. 6. 1929 Regelung der deutschen Reparationszahlungen im YoungPlan: 112 Milliarden Goldmark, verteilt auf 58 Jahre 23. – 29. 10. 1929 USA: Zusammenbruch der Börse März 1930 Deutsches Reich: Rücktritt der Regierung Müller wegen Un einigkeit über die Finanzierung der Arbeitslosenversicherung / erstes Präsidialkabinett Brüning 14. 9. 1930 Deutsches Reich: Durchbruch der NSDAP bei den Reichstagswahlen: 18,2 % Dezember 1929 Deutsches Reich: erste Beteiligung der NSDAP an einer Landesregierung (Thüringen) 4677_1_1_2015_090-127_Kap3.indd 90 17.07.15 11:42 Nu r z u Pr üf zw ec k Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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