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schaftswachstum mitzuverdienen, gewährten Banken sehr großzügig Kredite an Privatpersonen und Firmen. Der Konsum wurde bis 1929 sozusagen „auf Pump“ künstlich hochgehalten. Als die Börse zusammenbrach, gerieten Schuldner und Gläubiger in einen verhängnisvollen Kreislauf: Käufer konnten ihre Ratenkredite nicht mehr bezahlen, wodurch die Geldinstitute ihr verliehenes Geld verloren. Daraufhin mussten sie die Vergabe von neuen Krediten stark einschränken. Die Folge war, dass Investitionen ausblieben, Betriebe Konkurs anmelden mussten und Arbeitsplätze verloren gingen. Die nun Arbeitslosen konnten ebenfalls ihre Raten nicht mehr zahlen. Die seit 1921 bestehende Krise der Landwirtschaft vergrößerte die wirtschaftlichen Probleme noch. Bedingt durch die starke Verstädterung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, durch die extreme Nahrungsmittelknappheit in Europa während des Ersten Weltkrieges sowie durch die Bedürfnisse der Armee hatten die amerikanischen Farmer ihre Produktion erheblich ausgeweitet und zusätzliches Land kultiviert. In der Erwartung, dass dieser Boom sich fortsetzen würde, nahmen sie Kredite auf, um weiteres Land oder Maschinen erwerben zu können. Als sich dann die landwirtschaftliche Produktion nach dem Ende des Krieges in Europa schneller als gedacht erholte, gingen die Exporte trotz fallender Preise zurück. Die Folge war, dass die Einkünfte ausblieben, viele Farmer zahlungsunfähig wurden und Hypotheken nicht mehr bezahlen konnten (u M5). Dies wirkte direkt auf die Banken zurück. Sie bekamen weder Zinsen noch ihr verliehenes Kapital zurück. Aufgrund mangelnder Zahlungsmittel mussten daraufhin viele kleine Finanzinstitute Bankrott anmelden. Globale Ursachen Viele Ökonomen machen heute die Wiedereinführung des Goldstandards in mehreren europäischen Ländern für die verheerenden Krisenfolgen mitverantwortlich. Vor dem Ersten Weltkrieg hatte eine robuste, konstant wachsende Weltwirtschaft bestanden. Durch den Goldstandard blieben die Wechselkurse stabil, sodass die Währungen der Industriestaaten ohne Wechselkursrisiko gegeneinander ausgetauscht werden konnten. Während des Krieges lösten sich die Volkswirtschaften der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands und anderer Staaten vom Goldstandard. Sie kehrten erst in den 1920er-Jahren wieder zu ihm zurück. Dies gilt aus heutiger Sicht als der falsche Schritt zum falschen Zeitpunkt, da der Erste Weltkrieg und seine Folgen die bisherigen Grundlagen der Weltwirtschaft zerstört hatten. Als die Börsen dann 1929 zusammenbrachen, verschärfte der Goldstandard die bereits bestehende Krise, da die Notenbanken die Leitzinsen erhöhten, um den Goldstandard zu erhalten und eine Infl ation zu vermeiden. Dies konnte zu einer Defl ation führen – einem starken Verfall der Verbraucherpreise für Waren und Dienstleistungen. Die Folge der Preissenkungen waren geringere Gewinnerwartungen der Unternehmen, die wiederum Investitionen einstellten, weil sie hofften, diese würden in der Zukunft noch billiger werden. Literaturtipp: John Kenneth Galbraith, Der große Crash 1929. Ursachen, Verlauf, Folgen, München 42009 Goldstandard: Damit wird der Wert der Währung eines Landes durch eine festgelegte Menge an Gold gesichert. Die jeweiligen Zentralbanken deponieren Goldvorräte und sind zum Anund Verkauf von Gold gegen ihre Banknoten verpfl ichtet. Entwickeln Sie eine Grafi k, mit der Sie aufzeigen, wie die amerikanische Krise verlief und welche Faktoren auf sie einwirkten. H Für die grafi sche Veranschaulichung einer Entwicklung benötigen Sie ein ausdrucksstarkes Grundkonzept, z. B. eine Treppe, eine Sonne (Strahlen nach außen), eine Explosion oder eine Spirale. Überprüfen Sie, welches Grundkonzept Sie für angemessen halten. Beachten Sie auch den Unterschied zwischen Pfeilen und Linien und bedenken Sie, dass Sie Linien in unterschiedlichen Farben und Gestaltungen, z. B. doppelt oder einfach, verwenden können. u Geschichte In Clips: Zum US-Börsencrash von 1929 siehe Clip-Code 4677-06 94 Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 4677_1_1_2015_090-127_Kap3.indd 94 17.07.15 11:42 Nu r z u P üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc h er V er l gs | |
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