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1455.2 Stationen des europäischen Einigungsprozesses M6 1. Phase: Vorlauf und Ideen über die Zukunft Europas 5.2 Stationen des europäischen Einigungsprozesses Winston Churchill, 1874-1965, englischer Premierminister von 1940-45 und 1951-55 Jean Monnet, 1888-1979, Präsident der Hohen Behörde der Montanunion (J M7) von 1952-1954 1945: Ende des Zweiten Weltkrieges 1946: Churchill erklärt in Zürich seine Idee von den „Vereinigten Staaten von Europa“. 1 Der Europarat wird häufi g mit dem Europäischen Rat der EU (J Kapitel 7.2) gleichgesetzt; er ist jedoch mit der EU nicht verbunden. 1949: In London gründen zehn Staaten den Europarat1. Er dient den heute 47 Mitgliedern v.a. als ein Forum für Demokratieförderung und Menschenrechtsschutz. Das wichtigste Abkommen ist die „Europäische Menschenrechtskonvention“. 1946-50: Monnetplan zielt u.a. auf eine Erhöhung der frz. Stahlproduktion bei gleichzeitiger Reduktion der deutschen Stahlproduktion. a) Winston Churchill: Vision der „Vereinigten Staaten von Europa“ „Wir müssen etwas wie die Vereinigten Staaten von Europa schaffen. Nur so können Hunderte von Millionen schwer arbeitender Menschen wieder die einfachen Freuden und Hoffnungen zurückgewinnen, die das Leben lebenswert machen. […] Der erste Schritt bei der Neugründung der europäischen Familie muss eine Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland sein. […] Die Struktur der Vereinigten Staaten von Europa, wenn sie gut und echt errichtet wird, muss so sein, dass die materielle Stärke eines einzelnen Staates von weniger großer Bedeutung ist. Kleine Nationen zählen eben so viel wie große und erwerben ihre Ehre durch ihren Beitrag zur gemeinsamen Sache. [...] Gegenwärtig haben wir eine Atempause. Die Geschütze schweigen. Der Kampf hat aufgehört, aber nicht die Gefahren. Wenn es uns gelingen soll, die Vereinigten Staaten von Europa, oder welchen Namen sie auch immer tragen werden, zu errichten, müssen wir jetzt damit beginnen.“ 5 10 b) Jean Monnet: Deutschland und Frankreich – Keimzelle eines geeinten Europas In Europa hieß die Gefahr noch immer Deutschland, doch diesmal nicht durch sein eigenes Zutun, sondern durch die Schuld der anderen, der Mächte, die es wie ein Spieleinsatz behandelten. Die Amerikaner [...] versuchten, die neue Bundesrepublik in ein westliches [...] System zu integrieren, und die Russen würden sich dem mit allen Mitteln widersetzen. [...] In Frankreich kehrte das Gefühl der Unterlegenheit wieder [...]. Die Fortsetzung des französischen Aufbaus wird unterbrochen, wenn die Frage der deutschen Industrieproduktion und seiner Konkurrenzfähigkeit nicht rasch geregelt wird. Die Basis für die [deutsche] Überlegenheit [...] ist seine Stahlproduktion zu einem Preis, mit dem Frankreich nicht konkurrieren kann. [...] Wenn man bei uns die Furcht vor einer deutschen industriellen Vorherrschaft beseitigen könnte, wäre das größte Hindernis für die Einigung Europas weggeräumt. Eine Lösung, die der französischen Industrie die gleiche Ausgangsbasis wie der deutschen einräumte, während man diese von den aus der Niederlage entstandenen Diskriminierungen befreite, würde die ökonomischen und politischen Bedingungen für eine Entente [= Bündnis] schaffen, die für Europa unerlässlich war. Darüber hinaus könnte sie sogar das Ferment [= Nährboden] zu einer europäischen Einheit werden. Jean Monnet, Erinnerungen eines Europäers, München 1980, S. 370-373, übersetzt von Werner Vetter 20 25 30 5 10 15 R.S. Churchill, The Sinews of Peace. Post-War Speeches by W.S.Churchill, Cambridge 1949, S. 198 f., zitiert nach der deutschen Übersetzung des Auswärtigen Amtes aus Gasteyger, Curt: Europa von der Spaltung zur Einigung, Darstellung und Dokumentation 1945-2000, vollst. überarb. Neuaufl ., Bonn 2001, S. 43 f. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge n um d es C .C .B uc hn er Ve rla gs | |
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