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Kompetenzen prüfen 165 Aufgaben 1. Stellen Sie dar, welche Voraussetzungen ein Land erfüllen muss, wenn es Mitglied der Europäischen Union werden will. 2. Analysieren Sie die Auszüge aus der Europarede des Bundespräsidenten Gauck hinsichtlich der Identität stiftenden Idee Europas. 3. Erörtern Sie kriteriengeleitet die Frage, ob die Türkei Mitglied der Europäischen Union werden soll. Berücksichtigen die dabei zwei politische und zwei ökonomische Kriterien. Erwartungshorizonte zu den Aufgaben 1 – 3 Mediencode: 72022-11 lem ein Friedensprojekt gewesen war, so war es nach 1989 vor allem ein Freiheitsprojekt. […] Trotzdem stimmt natürlich: In Europa fehlt die große identitätsstiftende Erzählung. Wir Europäer haben keinen Gründungsmythos nach der Art etwa einer Entscheidungsschlacht, in der Europa einem Feind gegenübertreten, siegen oder verlieren, aber jedenfalls seine Identität wahren konnte. Wir haben auch keinen Gründungsmythos im Sinne einer erfolgreichen Revolution, in der die Bürger des Kontinents gemeinsam einen Akt der politischen oder sozialen Emanzipation vollbracht hätten. Die eine europäische Identität gibt es genauso wenig wie den europäischen Demos, ein europäisches Staatsvolk oder eine europäische Nation. Aber dennoch hat Europa eine identitätsstiftende Quelle – einen im Wesen zeitlosen Wertekanon, der uns auf doppelte Weise verbindet, als Bekenntnis und als Programm. Wir versammeln uns im Namen Europas nicht um Monumente, die den Ruhm der einen aus der Niederlage der anderen ableiten. Wir versammeln uns für etwas – für Frieden und Freiheit, für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für Gleichheit, für Menschenrechte, für Solidarität. Alle diese europäischen Werte sind ein Versprechen, aber sie sind auch niedergelegt in Verträgen und garantiert in Gesetzen. […] Unsere europäische Wertegemeinschaft will ein Raum von Freiheit und Toleranz sein. Sie bestraft Fanatiker und Ideologen, die Menschen gegeneinander hetzen, Gewalt predigen und unsere politischen Grundlagen untergraben. Sie gestaltet einen Raum, in dem die Völker friedlich miteinander leben und nicht mehr gegenseitig zu Felde ziehen. Ein Krieg wie noch vor kurzem auf dem Balkan, wo bis heute europäische Soldaten und zivile Kräfte den Frieden sichern müssen, so etwas darf nie wieder blutige Realität werden. […] Der europäische Wertekanon ist nicht an Ländergrenzen gebunden, und er hat über alle nationalen, ethnischen, kulturellen und religiösen Unterschiede hinweg Gültigkeit. Am Beispiel der in Europa lebenden Muslime wird dies deutlich. Sie sind ein selbstverständlicher Teil unseres europäischen Miteinanders geworden. Europäische Identität definiert sich nicht durch negative Abgrenzung vom anderen. Europäische Identität wächst mit dem Miteinander und der Überzeugung der Menschen, die sagen: Wir wollen Teil dieser Gemeinschaft sein, weil wir die gemeinsamen Werte teilen. Mehr Europa heißt: mehr gelebte und geeinte Vielfalt. Joachim Gauck, „Europa: Vertrauen erneuern Verbindlichkeit stärken“, www.bundespräsident.de, 13.2.2013 40 45 50 55 60 65 70 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d s C .C .B ch ne r V er la gs | |
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