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2739.2 „Festung Europa“? Wie soll die EU mit dem Ansturm der Flüchtlinge umgehen? M14 Schlepper verkaufen Überfahrten im Internet M15 Mohamed und Abdoullah „im Wartesaal nach Europa“ Nach Angaben der EU-Grenzschutzagentur Frontex ist das Internet […] ein virtueller Marktplatz für alte Frachtschiffe, mit denen die Flüchtlinge schließlich über das Mittelmeer gebracht werden. […] Tausende Afrikaner zahlen bereitwillig bis zu 2.000 Euro für einen Platz in einem überfüllten Schlauchboot. Wohlhabende Syrer legen ohne Weiteres 9.600 Euro auf den Tisch, um auf einem verrosteten Frachtschiff mitgenommen zu werden. […] Die Grenzschützer der EU sehen sich dabei mit immer neuen Methoden der Schlepper konfrontiert. So beschädigen die Flüchtlinge zum Teil absichtlich ihre Boote oder werfen ihre MoGestrandet im Wald vor den Toren der Grenzstadt Oujda in Nordmarokko leben sie unter grünen Plastikplanen – und warten. Flüchtlinge wie Mohamed [und] Abdoullah […] stecken hier fest – im Wartesaal nach Europa. Mohamed weist den Weg durch den dichten Pinienwald, in die Camps der Migranten aus Ghana, Mali und Burkina Faso. Alle hier sind Mitte Zwanzig – und sie haben alles hinter sich gelassen, um anderswo das Glück zu suchen, das sie zu Hause nicht finden konnten. […] „Wenn du morgens aufwachst, hier im Wald, und du weißt, dass Europa so nah ist, dann denkst du an das gute Leben, das die Menschen dort haben“, sagt Mohamed. „Ich träume davon, jeden Tag. Von Nador und Gurugu aus kannst du sogar Melilla sehen und das Mittelmeer riechen. Das macht dich wahnsinnig. Du willst sofort gehen – auch wenn es dein Leben kosten kann. Aber das ist vielleicht symptomatisch für Afrika: Du musst dein Leben riskieren, um etwas zu erreichen.“ Sein Leben hat auch Abdoullah riskiert. Mehr als zwei Jahre war er unterwegs – tausende Kilometer, von Ghana bis nach Marokko. Mehr toren über Bord, sobald ein Schiff der Küstenwache in Sicht ist. Nach internationalem Seerecht sind sie damit nämlich in Seenot – und die Küstenwache ist verpflichtet, die Havaristen an die nächste Küste zu bringen. Eine noch rücksichtslosere Methode wählten Schlepper Anfang Januar im Fall des Frachtschiffs „Ezadeen“. Bei rauer See ließen sie das Schiff unter Vollgas auf die italienische Küste zusteuern und gingen von Bord. Ein Frontex-Schiff konnte die „Ezadeen“ noch rechtzeitig unter Kontrolle bringen. Ap, Die Flucht beginnt auf Facebook, www.heute.de, 31.1.2015 als umgerechnet 3.000 Euro hat sein Trip gekostet. Gespart hatte sein ganzes Dorf – für die Schlepper, die ihn durch die Wüste gebracht haben. Seine Eltern wissen nicht, dass er noch lebt. Aber Abdoullah ist sicher, dass sie für ihn beten. […] „Ach, Europa – es ist wunderbar dort. Ich war schon mal auf Gran Canaria, mit dem Boot, das ist schon lange her, ich war beeindruckt von Las Palmas“, sagt Abdoullah. „Leider wurde ich verhaftet und zurückgeschickt. Aber ich war drei Monate da und ich fand es toll in Europa.“ […] „Schau dir doch Afrika an: überall Kriege, überall Blutvergießen“, sagt Mohamed. „Schau dir den Kongo an, Somalia, Mali: Die Menschen wollen doch nur Freiheit – und Frieden, Menschenrechte. All das gibt es – aber nicht für uns, sondern nur für die Menschen in den reichen Ländern. Sogar Hunde haben in Europa einen Ausweis! Ein europäischer Hund ist mehr wert als ich! Wo ist die Gerechtigkeit? Dieses Gerede vom vereinten Afrika – das ist doch alles ein böser Traum.“ Alexander Göbel, Auch wenn es das Leben kostet, www.tagesschau.de, 15.5.2013 20 25 30 35 40 45 50 5 10 15 5 10 15 20 25 Frontex J M17, M18 März 2015: „Bis zu einer Million neuer Flüchtlinge“ Der Chef der EUGrenzbehörde Frontex rechnet in diesem Jahr mit einer neuen Rekordzahl von Flüchtlingen, vor allem aus Libyen. „Unsere Quellen berichten uns, dass zwischen 500.000 und einer Million Migranten bereit sind, Libyen zu verlassen“, sagte Fabrice Leggeri der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Die Europäische Union müsse sich auf eine noch schwierigere Situation einstellen als im vergangenen Jahr. […] Grund für den massiven Zuwachs sind vor allem der Bürgerkrieg in Syrien sowie die Konfl ikte in Afrika und die wachsende Gewalt und das Chaos in Libyen. Die meisten Flüchtlinge kommen über das Mittelmeer; dabei gibt es immer wieder Tragödien mit seeuntauglichen Schiffen, die auf dem Weg nach Europa kentern. ZEIT ONLINE, sre, Frontex rechnet mit bis zu einer Million neuer Flüchtlinge, www.zeit.de, 6.3.2015 Havaristen hier: Personen, die sich auf einem nicht mehr fahrtauglichen / betriebsfähigen / seetauglichen Schiff befi nden. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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